Ein bahnbrechender Ansatz zur Diagnose von Long Covid wurde von einem deutschen Wissenschaftsteam entwickelt. Long Covid, das bei einer geschätzten 10 bis 35 Prozent der Covid-19-Infizierten auftaucht, zeigt langanhaltende Symptome wie Atemnot, Konzentrationsprobleme und Erschöpfung. Allerdings ist die Diagnosestellung komplex, da bislang keine nachweisbaren Biomarker identifiziert wurden.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Covid-19-Infektionen Veränderungen in den Blutgefäßen verursachen, speziell in der inneren Gefäßwand. Diese Veränderungen bewirken, dass die Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden können. Frühere Studien konzentrierten sich hauptsächlich auf größere Blutgefäße, während die Auswirkungen auf kleinere Blutgefäße weitestgehend unerforscht blieben. Doch die Blutgefäße im menschlichen Auge könnten Aufschluss über den Zustand der kleineren Blutgefäße im ganzen Körper geben. Die Untersuchung der Augenarterien und Venolen ist leicht zugänglich und erfordert keine invasiven Methoden. Im Verlauf der Studie kamen zwei wichtige Indikatoren für Long Covid zum Vorschein: Die Arteriolen waren bei Long-Covid-Patienten im Vergleich zur Kontrollgruppe verengt, und die Venolen reagierten unterschiedlich auf Lichtimpulse, indem sie sich weniger erweiterten.
Je höher die Anzahl der im Blut nachgewiesenen Entzündungsmarker, desto ausgeprägter waren die beobachteten Veränderungen. Das deutet darauf hin, dass anhaltende entzündliche Reaktionen eine Schlüsselrolle bei Long Covid spielen könnten. Das Forscherteam spricht sich für weitere Studien aus, um einen verlässlichen Augentest für die Diagnose von Long Covid zu entwickeln. Sie sind optimistisch, dass ihre Entdeckungen die Basis für ein solches Diagnosewerkzeug bilden könnten. Zudem könnte die Methode zur Beurteilung der Effektivität zukünftiger Long-Covid-Therapien genutzt werden. Auch wurde festgestellt, dass bei einigen Long-Covid-Patienten die Durchblutung der Netzhaut beeinträchtigt ist, was auf Probleme in den kleineren Gefäßen des gesamten Körpers hindeuten könnte.