Kommt es zu einem Seekrieg zwischen Wladimir Putin und Recip Erdogan? Nachdem Russland den Getreide-Deal mit der Türkei aufgekündigt hat, droht der russische Außenminister Sergej Lawrow mit “temporär gefährlichen Zonen” im Schwarzen Meer.
Nach der Nicht-Verlängerung des Abkommens zum Export ukrainischen Getreides hat Russlands Außenminister Sergej Lawrow das Vorgehen seines Landes gegen die massive internationale Kritik verteidigt. In einem Telefonat mit seinem türkischen Kollegen Hakan Fidan beschwerte Lawrow sich einmal mehr über angeblich nicht erfüllte russische Forderungen in Bezug auf eigene Exporte, wie das Außenministerium in Moskau am Dienstag mitteilte. Von türkischer Seite gab es zunächst keine Details zum Gesprächsinhalt.
Doch aufgrund des aufgekündigten Getreideabkommens wächst die Gefahr eines Seekrieges zwischen Russland und der Türkei. Der russischen Außenminister Sergej Lawrow drohte seinem türkischen Amtskollegen Hakan Fidan jüngst, es werde im Schwarzen Meer “eine temporär gefährliche Zone” geben. Droht Russland also damit, Schiffe anzugreifen, die Getreide aus den ukrainischen Häfen in die Welt bringen?
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Montag angekündigt, Russlands Präsidenten Wladimir Putin umstimmen zu wollen. Die Türkei war neben den Vereinten Nationen Vermittler des Getreideabkommens zwischen Russland und der von Moskau angegriffenen Ukraine. Der Kreml hatte das vor rund einem Jahr geschlossene Abkommen am Montag ausgesetzt. Offiziell lief es am Montagabend aus.
Nach Angaben der EU waren durch die Initiative fast 33 Millionen Tonnen Getreide und andere Lebensmittel aus der Ukraine über das Schwarze Meer ausgeführt worden. Selbst während des Krieges blieb die Ukraine im Jahr 2022 den Angaben zufolge der größte Weizenlieferant des Welternährungsprogramms (WFP) und lieferte mehr als die Hälfte der weltweiten Weizenbeschaffung des WFP. Mit dem Auslaufen des Abkommens könnte der Druck auf Lebensmittelpreise steigen, worunter vor allem Menschen in ärmeren Ländern leiden würden. Abhilfe schaffen zumindest zum Teil eigens von der EU und der Ukraine ausgebaute Handelswege über Flüsse, Schienen und Straßen. Über die sogenannten Solidaritätskorridore sind nach EU-Angaben seit Kriegsbeginn bis Ende Juni 41 Millionen Tonnen Getreide, Ölsaaten und andere landwirtschaftlichen Produkte aus der Ukraine exportiert worden.
Russlands Motive
Beobachter glauben, dass Russland den Deal aufgekündigt hat, um die Ukraine vom Weltmarkt zu isolieren und sein eigenes Getreide teurer verkaufen zu können. Die Ukraine hatte zuletzt zwar mehrfach um eine Verlängerung des Abkommens gebeten, aber Russland hatte kein Entgegenkommen gezeigt. Vielmehr verlangte Wladimir Putin, dass der Westen die Sanktionen gegen Russland aufheben müsse. Diese stehen jedoch nicht in direkter Verbindung mit dem Schwarzmeer-Abkommen.
Aussichten auf ein Treffen zwischen Putin und Erdogan
Im August soll es nun zu einem Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem türkischen Präsidenten Recep Erdogan kommen. Erdogan hatte bereits erklärt, er glaube, dass Putin das Abkommen verlängern wolle.
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