In der Ukraine hat es erneut massiven russischen Raketenbeschuss gegeben, darunter auf eine Klinik im Osten des Landes. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am Freitag von einem "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Auch aus Moskau wurden Angriffe auf verschiedene Ziele gemeldet. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reiste derweil zu Gesprächen mit den baltischen Staaten nach Estland. In einem Interview stellte er in Aussicht, "zu gegebener Zeit" mit Russlands Präsident Wladimir Putin wieder sprechen zu wollen.
Bei dem Raketenangriff auf das Krankenhaus in Dnipro wurden ein Mensch getötet und 15 weitere verletzt, wie Selenskyj im Onlinedienst Telegram erklärte. Er veröffentlichte ein Video, das stark beschädigte Gebäude mit schwarzen Rauchwolken zeigt. Auf Aufnahmen örtlicher Medien waren Rettungskräften zu sehen, die verletzten Menschen halfen, durch Gänge voller Trümmer aus der Klinik zu fliehen.
Kurz zuvor hatte die Zivil- und Militärverwaltung in der Hauptstadt Kiew massive russische Luftangriffe gemeldet. "Wieder ein Luftangriff auf Kiew, der 13. in Folge seit Anfang Mai! Und wie immer in der Nacht", teilte die Verwaltung auf Telegram mit. Alle Raketen seien von der Luftabwehr entdeckt und zerstört worden.
Aus Moskau gab es derweil Berichte über heftigen Artilleriebeschuss auf mehrere Ziele in der russischen Grenzregion Belgorod. Der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, erklärte auf Telegram, mindestens fünf Kommunen seien von ukrainischen Streitkräften wiederholt beschossen worden. Mehrere Gebäude wurden beschädigt, Verletzte gab es nicht, wie Gladkow weiter mitteilte. Auch aus der russischen Stadt Krasnodar wurde ein Drohnenangriff gemeldet.
Vor seinem Besuch in Estland stellte Bundeskanzler Scholz eine Wiederaufnahme des persönlichen Kontakts zu Putin in Aussicht. "Mein letztes Telefonat ist schon einige Zeit her. Ich habe aber vor, zu gegebener Zeit auch wieder mit Putin zu sprechen", sagte Scholz dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Voraussetzung für einen "fairen Frieden" in der Ukraine sei der Rückzug russischer Truppen, erklärte der Bundeskanzler weiter. Russland müsse verstehen, dass es nicht um eine Art "kalten Frieden" gehen könne mit dem bestehenden Frontverlauf als neuer Grenze zwischen Russland und der Ukraine.
In der estnischen Hauptstadt Tallinn standen am Freitag Treffen des Kanzlers mit den Regierungschefs der baltischen Staaten an. Dabei waren der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und dessen sicherheitspolitische Auswirkungen ein zentrales Thema. Deutschland beteiligt sich ebenso wie andere Nato-Staaten am militärischen Schutz der baltischen Staaten, die sich durch Russland bedroht sehen.
lt/ju