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Private Seenotretter kommen Banksy-Schiff im Mittelmeer zu Hilfe

Aktivisten kritisieren Stillhalten der Behörden in Italien und Malta

Zwei Schiffe von Aktivistengruppen kommen dem selbst in Seenot geratenen Rettungsschiff "Louise Michel" zu Hilfe. Das von dem britischen Künstler Banksy gestiftete Schiff setzte am Samstag nach einer Rettungsaktion im Mittelmeer einen Notruf ab. Auf der überladenen "Louise Michel" seien ein Toter und mehrere Verletzte. Die Behörden in Italien und Malta reagierten nach Angaben der Aktivisten nicht auf den Notruf.

Die "Sea Watch 4", die selbst bereits 201 Migranten an Bord hat, nahm angesichts der ausbleibenden Reaktion der Behörden Kurs auf ihr Schwesterschiff. "Wir haben eine Klinik an Bord der Sea Watch 4 und werden sehen, wie wir ihnen helfen können", erklärte Hassiba Hadj-Sahraoui, die für humanitäre Angelegenheiten zuständige Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen in den Niederlanden. Ihre Organisation betreibt gemeinsam mit dem deutschen Verein Sea-Watch das Schiff.

"Vielleicht können wir Migranten auch an Bord nehmen, wobei wir die Coronavirus-Maßnahmen einhalten müssen", fügte Hadj-Sahraoui an. Die Zustände auf den Schiffen seien allerdings "unhaltbar".

Auch die italienische Organisation Mediterranea schickt ihr Schiff "Mare Ionio" vom Hafen Augusta auf Sizilien aus los. "Die Situation ist dramatisch", erklärte die Gruppe. "Es gibt viele Frauen und Kinder, viele Menschen haben ernsthafte medizinische Probleme aufgrund von Benzinverbrennungen und vielen Stunden auf See", erklärte die Gruppe weiter und kritisierte, dass Italien und Malta die "drohende Todesgefahr" an Bord der "Louise Michel" ignorierten.

Laut der Website Marinetraffic lag die unter deutscher Flagge fahrende "Louise Michel" am Samstag rund 90 Kilometer südöstlich der italienischen Insel Lampedusa.

Nach einer ersten Rettungsaktion am Donnerstag, bei der 89 Menschen aufgenommen worden waren, habe die "Louise Michel" am Freitag 130 weitere Migranten von einem sinkenden Schlauchboot gerettet, erklärte die Besatzung. Neben dem Todesopfer seien mehrere Migranten mit Verbrennungen durch Treibstoff an Bord. Die Menschen seien tagelang auf See gewesen und bräuchten dringend Hilfe.

Neben der zehnköpfigen Crew seien nun 219 Flüchtlinge an Bord der "Louise Michel", erklärte die Besatzung. Das Deck sei völlig überladen. 33 Menschen müssten noch in einem am Schiff befestigten Rettungsboot ausharren. Aus beiden Gründen sei die "Louise Michel" nun "bewegungsunfähig".

Das Schiff war unter strengster Geheimhaltung gechartert worden. Der für seine Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik bekannte Banksy hat es nach eigenen Angaben von der französischen Marine gekauft und unter anderem mit dem Graffiti eines Mädchens in Rettungsweste dekoriert, das einen pinken Rettungsring in Herzform hält. Benannt ist die "Louise Michel" nach einer französischen Anarchistin aus dem 19. Jahrhundert.

In diesem Jahr versuchen Migranten wieder vermehrt von Libyen und Tunesien aus mit Booten nach Europa zu gelangen. Laut den jüngsten Daten des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR haben sich die Fluchtversuche aus Libyen zwischen Anfang Januar und Ende Juli fast verdoppelt. Nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind 2020 bereits mehr als 300 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen.

by Von Jan HENNOP und Hervé BAR