Nordkorea mag seine Atomwaffentests vorerst eingestellt haben, doch ein aktueller Bericht des US-Sicherheitsunternehmens FireEye legt nahe, dass die nordkoreanische Regierung an einem weitaus profitableren Unterfangen beteiligt war: dem Hacken von Online-Banking-Computersystemen auf der ganzen Welt. Wie viel profitabler? Das lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, aber FireEye geht davon aus, dass Hacker, die der nordkoreanischen Regierung nahestehen, seit 2014 Hunderte von Millionen Dollar erbeutet haben.
In dem Bericht werden die nordkoreanischen Hacker als "aktive globale Bedrohung" bezeichnet, aber FireEye ist nicht der einzige, der dies tut. Das US-Justizministerium hat vor kurzem einen nordkoreanischen Hacker angeklagt, an mehreren Cyberangriffen beteiligt gewesen zu sein, darunter ein Angriff auf die Zentralbank von Bangladesch, bei dem 81 Millionen Dollar erbeutet wurden.
Eine interessante Komplikation bei der Behauptung, Nordkorea sei in irgendeine Art von Cyberkriminalität verwickelt, ergibt sich aus der Tatsache, dass es in Nordkorea praktisch niemandem offiziell erlaubt ist, das Internet zu nutzen. Aber wie Adam Meyers, Vizepräsident der Abteilung Intelligence bei der Sicherheitsfirma CrowdStrike, der Associated Press erklärte, hat die nordkoreanische Regierung gute Gründe, sich der Kriminalität zuzuwenden, um Einkommen zu erzielen:
"Die Realität ist, dass ihnen das Geld ausgeht und sie weiterhin versuchen, Einnahmen zu erzielen, zumindest solange die Sanktionen nicht aufgehoben werden. Gleichzeitig werden sie nicht nachlassen, nachrichtendienstliche Informationen zu sammeln, da sie weiterhin verhandeln und die Entschlossenheit der internationalen Gemeinschaft testen und die Grenzen ausloten wollen."
FireEye hat den nordkoreanischen Finanzhackern den Codenamen APT38 gegeben (falls Sie sich fragen, für wie wahrscheinlich FireEye es hält, dass Nordkorea seine Online-Banking-Raubzüge einstellt: APT steht für "Advanced Persistent Threat"), und sie sagen, dass die Hunderte von Millionen, die sie stehlen konnten, nur ein Bruchteil der 1,1 Milliarden Dollar sind, die die Gruppe bisher erbeutet hat. Der größte Raubüberfall war der bereits erwähnte Überfall in Bangladesch im Februar 2016.
