Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sieht in den Missbrauchsvorwürfen gegen den verstorbenen Essener Kardinal Franz Hengsbach eine neue Dimension des Missbrauchsskandals der Kirche erreicht. "Das hat für mich auch tatsächlich eine Qualität, die wir bisher nicht hatten", sagte der Limburger Bischof am Montag zu Beginn der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Wiesbaden.
Die Verunsicherung der Gläubigen im Ruhrbistum Essen sei angesichts der Bedeutung von Hengsbach als Gründungsbischof "mit nichts zu vergleichen". Zweifel an den erst in der vergangenen Woche veröffentlichten Vorwürfen gegen den 1991 verstorbenen Hengsbach hat Bätzing nicht. Es würden sich offensichtlich weitere Betroffene melden, was den Verdacht weiter erhärte. Bätzing forderte eine umfassende Aufklärung - "alles muss auf den Tisch".
Die Mitglieder der Bischofskonferenz wollen sich auf ihrer bis Donnerstag dauernden Vollversammlung auch über den Fall informieren lassen. Hengsbach ist als Kardinal der bisher ranghöchste Kleriker in Deutschland, dem eigene Missbrauchstaten vorgeworfen werden.
Die Bischofskonferenz tagt bis Donnerstag in Wiesbaden. Dabei soll es auch um die Fortführung der Beschlüsse des Reformprozesses synodaler Weg und die Vorbereitung der Weltsynode in Rom gehen.
Bätzing bekräftigte außerdem kurz vor den Landtagswahlen in Bayern und Hessen seine Kritik an der AfD. "Ich bin sehr überzeugt davon, dass die Positionen der AfD und die Positionen der katholischen Kirche unvereinbar sind", sagte er.
Die AfD wolle ein fremdenfeindliches, antieuropäisches, nationalistisch aufgestelltes Deutschland. Teile von ihr seien erwiesen extremistisch. "Davon können wir uns als katholische Kirche nur distanzieren", sagte Bätzing.
ran/cfm