Meizu verpasst seinem ansonsten eher konservativ gestalteten High-End-Smartphone ein rückseitiges Display und fährt eine starke Dual-Cam und den neuen Helio X30 auf. In unserer Meizu Pro 7 Plus Review erfahrt ihr, wie sich das Smartphone sonst so schlägt.
Zunächst einmal bedanken wir uns bei TradingShenzhen, die uns für diese Review ein 64GB-Modell des Meizu Pro 7 Plus zur Verfügung gestellt haben, das preislich derzeit bei etwa 370 Euro liegt und in den Farben gold, silber, grau und schwarz erhältlich ist. Ein 128GB-Modell gibt es ebenfalls.
In der erstaunlich schweren und stabilen Verpackung finden sich neben dem in meinem Fall mattgrauen Smartphone diverse Anleitungen und ein SIM-Tool, sowie ein semi-transparentes Cover und ein weißes USB-Kabel. Natürlich haben wir es hier wieder mit einem chinesischen Netzteil zu tun, einen EU-Adapter legt euch TradingShenzhen aber bei.
Noch in der Verpackung liegend erscheint das Meizu Pro 7 Plus zunächst einmal relativ unscheinbar mit seiner schwarzen Front aus 2.5D-Glas und der gewohnt rechteckigen Form. Aber spätestens wenn man es in die Hand nimmt verflüchtigt sich dieser Eindruck, denn der 7.3 Millimeter schlanke Unibody weist eine hervorragende Haptik auf und wiegt angenehme 170 Gramm.
Eher ungewöhnlich erscheint, dass sich das optische wie funktionale Highlight des Smartphones auf der Rückseite findet. Denn Meizu verzichtet zumindest in diesem Jahr noch auf ein trendig-rahmenloses Display im 18:9-Format und verbaut stattdessen ein zweites Display unterhalb der Dual-Cam – also hinten. Das mattschwarze Aluminium schließt deshalb oben links mit einer zum Rand hin ebenfalls minimal abgerundeten Glasfläche ab unter der sich ein 1.9 Zoll großes AMOLED-Display für Statusinformationen und der zweifarbige LED-Blitz verbergen. Die mit Sony IMX386-Sensoren bestückte Dual-Cam steht dagegen leider nochmal einen halben Millimeter hervor.Davon einmal abgesehen finden sich auf der Rückseite nur ein horizontaler Meizu-Schriftzug und die beiden Antennenstreifen, die sich im Stil des Vorgängers an die abgerundete Kante schmiegen und seitlich bis nach vorne ziehen.
Neben zwei winzigen Schrauben finden sich auf der Unterseite die eingefrästen Öffungen für den Lautsprecher, einen USB Typ C-Port und den 3.5 Millimeter-Klinkenanschluss, der am Meizu Pro 7 Plus erfreulicherweise noch vorhanden ist. Auf der linken Seite hat man den DualSIM-Slot positioniert, der zwei nanoSIM-Karten aufnehmen kann, rechts entdeckt man dagegen den Powerbutton und die Lautstärkewippe. Beide wurden sauber in den Rahmen eingearbeitet und weisen einen angenehmen Druckpunkt auf. Überhaupt ist die Verarbeitung über jeden Zweifel erhaben und das Smartphone wird dem Premium-Anspruch definitiv gerecht.
Die Front kommt wie erwähnt eher konservativ daher und wird hauptsächlich von dem 5.7 Zoll großen Display vereinnahmt. Darüber kann man die 16 Megapixel-Frontkamera und den Telefonhörer-Streifen, in den auch Benachrichtigungs-LED und Umgebunslicht- sowie Annäherungssensoren integriert wurden, erkennen. Unten findet sich dagegen ein ovaler mTouch-Homebutton, der außerdem als Fingerabdrucksensor agiert und ein geheimes Doppelleben als Zurück-Button führt.
Geheim deshalb, weil es ein paar Momente gebraucht hat, bis man verstanden hat, dass der Homebutton gleichermaßen physisch und kapazitiv funktioniert. Ihn zu drücken erfüllt die Funktion eines, nun ja…Homebuttons, ihn nur zu berühren die des Android-typischen Zurück-Buttons. Um die Liste der zuletzt verwendeten Apps aufzurufen genügt ein Swipe vom unteren seitlichen Bildschirmrand. Daran gewöhnt man sich schneller als ich vermutet hätte, doch weiß ich nicht genau, warum man dann nicht einfach neben dem Homebutton auch noch zwei kapazitive Tasten anbietet.
In puncto Design und Verarbeitung weiß das Meizu Pro 7 Plus bis ins kleinste Detail absolut zu überzeugen, wenn auch dem ein oder anderen die durchaus vorhandenen Rändern missfallen dürften. Mich haben sie nicht gestört, auszusetzen habe ich einzig, dass mir eine Positionierung des Fingerabdrucksensor auf der Rückseite besser gefallen hätte – Ansichtssache. Auch der frontseitige Scanner funktioniert aber einwandfrei, d.h. schnell und absolut zuverlässig, wenngleich es leider nicht reicht, einfach nur den Finger aufzulegen, sondern man den Homebutton vorher einmal drücken muss.
Auch wenn Meizu noch darauf verzichtet, dem
Erwartungsgemäß fallen Schwarzwert und Kontrast hervorragend aus. Mit dem voreingestellten Profil wirken die Farben zwar oft etwas kräftig, doch können Displaymodi und Farbtemperatur in den Einstellungen unkompliziert an die eigenen Vorlieben, oder für eine realistische Darstellung angepasst werden. Ein augenschonender Blaulichtfilter ist bereits integriert und kann entweder zeitgesteuert oder manuell aktiviert werden, auch in hellen Umgebungen lassen sich alle Inhalte problemlos erkennen und die Darstellung büßt selbst aus spitzen Betrachtungswinkeln kaum an Qualität ein – kurz: das Display vom Meizu Pro 7 Plus ist außerordentlich gut und kann sich problemlos mit dem Honor 8 Pro oder Xiaomi Mi6 messen.
Wirklich umfangreich präsentieren sich außerdem die Optionen für Off-Screen-Shortcuts, also Gesten bei deaktiviertem Display. Natürlich wird Double-Tap-To-Wake unterstützt, wobei anders als bei einem Druck auf den Homebutton bei aktiviertem Fingerabdrucksensor auch nicht sofort das Smartphone entsperrt wird. Durch Swipe-Gesten kann man sich aber auch direkt die Benachrichtigungen anzeigen lassen, durch seine Playlist blättern oder frei definierbare Anwendungen aufrufen.
Auf die Funktionen des rückseitigen Bildschirm kommen wir nachher noch einmal zu sprechen, rein technisch lassen sich aber dafür ähnliche Aussagen treffen wie beim Frontpanel. Auf einer Diagonale von 1.9 Zoll kommt abermals die AMOLED-Technologie zum Einsatz und sorgt für eine einwandfreie, wenn auch nicht ganz so scharfe, Darstellung bei moderatem Energieverbrauch. Das Display bietet eine Auflösung von 536×240 Pixel und erreicht damit eine Pixeldichte von 301ppi. Lange wurde darüber spekuliert, ob Meizu nicht auf e-Ink setzen würde, womit ein echtes AlwaysOn-Display möglich gewesen wäre, stattdessen hat man sich aber für ein klassisches Panel entschieden, dass sich nach maximal fünf Minuten einfach selbst deaktiviert und Double-Tap-To-Wake unterstützt.
Damit bewegt sich das Meizu Pro 7 Plus rein leistungstechnisch auf dem sehr guten Niveau des Qualcomm Snapdragon 821 und ordnet sich im AnTuTu-Benchmark mit 140.000 Punkten zwischen Pixel XL und Honor 9 ein, wobei die Fertigung im 10nm-FinFET-Verfahren aber einen energieeffizienteren Einsatz verspricht. Das Ergebnis aus den syntethischen Benchmarks bestätigt letztlich aber nur meinen subjektiven Eindruck: An der Performance gibt es absolut nichts auszusetzen.Selbst grafik- oder rechenintensive Anwendungen wie Lightroom Mobile oder Modern Combat 4 überfordern das Smartphone nicht ansatzweise, sämtliche Apps starten angenehm schnell und laufen ebenso wie die installierte Flyme-Oberfläche absolut problemlos. Für Spiele gibt es außerdem einen automaisch anspringenden und intuitiv zu bedienenden Game Mode, der Benachrichtigungen und den kapazitiven (und sonst für versehentlichen Berührungen prädestinierten) Homebutton deaktiviert.
Auch stellt intensives Multitasking dank 6GB RAM keine echte Herausforderung dar. Da ein dedizierter Button für die Recent Apps fehlt, hab ich seltener als gewohnt Anwendungen manuell beendet und so sprangen einem teilweise vor mehreren Tagen minimierte Apps innerhalb von Sekundenbruchteilen entgegen, als wäre man nie fort gewesen. Ohne Ladezeiten oder Splashscreens lässt sich schnell zwischen mehreren Anwendungen wechseln und da Flyme 6 auf Android 7.0 Nougat basiert können im Splitscreen auch zwei Apps parallel verwendet werden.
Mindestens 64GB UFS 2.1-Speicher spendiert Meizu seinem Flaggschiff, ein 128GB-Modell ist aber auch erhältlich. Den meisten dürfte beides ausreichen, für die exzessive Nutzung speicherintensiver Apps und Medien ist aber letzteres interessanter, denn eine Erweiterung per microSD-Karte ist nicht möglich. Der SIM-Schacht nimmt nur zwei nanoSIM-Karten auf. Mit 459MB/s sequentieller Lese- und 124MB/s Schreibgeschwindigkeit scheint es sich tatsächlich um UFS-Speicher zu handeln, der wiederum spürbar zur sehr guten Gesamtperformance beiträgt.
Ich hatte beim Meizu Pro 7 Plus das erste Mal den Eindruck, die fehlenden LTE-Frequenzen zu bemerken – das Smartphone kommt wie so häufig ohne das LTE Band 20 aus. Innerstädtisch fällt das weiterhin weniger auf, aber 4G-Empfang war dennoch eher die Ausnahme – die meiste Zeit bewegte sich das Smartphone im 3G-Netz. Angesichts der sonst so guten Hardware ist das wohl das größte Manko, zumal sich bspw. bei Xiaomi zunehmend gute Smartphones finden, die es besser machen (das Mix 2 beispielsweise, oder das sensationell gute Mi A1). Auch das normale Meizu Pro 7, das einen Helio P25 und ein 5.2 Zoll FHD-Display bieten kann, scheint zumindest laut Datenblatt FDD-LTE Band 20 zu offerieren.
Um die übrigen Kritikpunkte abzuarbeiten: NFC und Wireless Charging unterstützt das Meizu Pro 7 Plus beides nicht und auch wenn der Helio X30 theoretisch Bluetooth 5.0 beherrscht, funkt das Smartphone nur nach dem 4.2-Standard. Letzteres finde ich wenig tragisch, denn die Bluetooth-Verbindung fällt auch auf größere Distanzen stabil aus und dank BLE können Headphones und Wearables verbunden werden, ohne dass diese übermäßig Akku ziehen. Außerdem unterstützt Meizu WiFi 802.11 nach a/b/g/n und ac-Standard (2.4 und 5GHz) und stellt in den eigenen vier Wänden, aber auch bei öffentlichen Hotspots, eine stabile und schnelle Verbindung zum Router her. Das GPS-Modul arbeitet ebenfalls einwandfrei und erreicht einen GPS-Fix oft schon nach etwa einer Sekunde.
Bei den phyischen Anschlüssen geizt Meizu nicht und verpasst dem Pro 7 Plus sowohl einen 3.5 Millimeter-Klinkenanschluss, über den sich kabelgebundene Kopfhörer, Stereoanlagen etc. anschließen lassen, als auch einen USB Typ C Port. Da sich Xiaomi und Konsorten im High-End-Bereich von Ersterem zusehends verabschieden, eine gute Nachricht. Auf der Unterseite findet sich außerdem noch ein Mono-Lautsprecher, der bei mittlerer Lautstärke einen relativ ausgewogenen, aber nicht eben spektakulären Sound abliefern kann und beim Spielen leider schnell mal von der Handfläche verdeckt wird. Über kabelgebundene oder Bluetooth-Kopfhörer ist der Sound erwartungsgemäß gut.
An dieser Stelle wollen wir dann doch noch einmal explizit auf das rückseitige zweite Display eingehen. In den Einstellungen ist diesem eine eigene Sektion gewidmet, dort kann man eine separate Standby-Zeiten konfigurieren, Double-Tap-To-Wake und die Kamera-Preview aktivieren, sowie die dargestellten Inhalte verwalten. Wie man das von LG, HTC, Yota, Samsung und den anderen Herstellern, die auf die ein oder andere Weise Second Screen-Features irgendwann mal verwendet haben, kennt, ist die Funktionalität weitgehend auf die vorinstallierten Anwendungen und Features limitiert. Und selbst wenn Meizu ein SDK anbieten sollte, werden wohl die wenigsten der hierzulande populären Drittanbieter-Apps dieses verwenden.Um sein Smartphone ein wenig zu personalisieren bietet Meizu Wallpaper an und meint damit eine Auswahl aus fünf vorinstallierten und etwa vierzig online verfügbaren animierten Bildern. Dazu gehören beispielsweise ein irritiert wirkender Kolibri oder eine vor sich hin wabernde Qualle, die jeweils in kurzen Sequenzen Bewegungen durchführen, online gibt es aber auch eine durchaus interessante Auswahl an kleinen Illustrationen und analogen Watchfaces.
Leider sind die Funktionen nur unwesentlich spannender. Man kann man zwischen dem Wetter, einem Schrittzähler und der Uhrzeit wechseln, sowie die Meizu Musik-App steuern oder eine Visitenkarte anzeigen lassen (die mit ihrem vertikalen Layout aber nur bedingt für die lateinische Schrift geeignet ist) und bei Benachrichtigungen wird ein kleines Icon angezeigt. Den Inhalt der Benachrichtugung oder alternative Wetter-, Musik- oder Fitness-App? Nope.
Alle Features hätte man auch mit einem klassischen Always-On-Display realisieren können, wofür sich das verbaute AMOLED-Display ja durchaus anbietet. Gerade von den Benachrichtigungen hätte ich mir mehr erwartet, denn von einem undefinierbaren Icon hat man relativ wenig, immerhin Kalender und Alarm sind aber präziser und bieten zumindest ein paar Informationen. Die folgende Illustration soll die Bedienung demonstrieren und stellt mein Setup des Second Screen nach:Das noch interessanteste Feature dürfte daher für die meisten die Kamera-Preview auf dem zweiten Display sein, um die durchaus gute Dual-Cam für Selfies mit Bokeh-Effekt nutzen zu können. Die Lautstärketasten nehmen sofort ein Bild auf, ein Tippen startet einen kurzen Countdown, außerdem muss die Kamera-Anwendung nicht extra gestartet werden und eine kleine Einblendung auf dem Hauptscreen erlaubt anschließend, das Ergebnis umgehend in Augenschein zu nehmen. Auch wenn sich der Autofokus vereinzelt schwer getan hatte und mir die so entstandenen Ergebnisse unschärfer vorkamen, als andere Aufnahmen, lassen sich damit relativ gute Ergebnisse erzielen. Außerhalb einer Review hätte ich es aber wohl nie verwendet.
Dem gegenwärtigen Trend entsprechend vertraut auch Meizu auf eine Dual-Cam, die sich aus zwei Sony IMX386-Sensoren zusammensetzt. Beide lösen mit bis zu 12 Megapixeln auf und setzen auf eine f/2.0-Blende, außerdem gibt es natürlich einen LED-Blitz.
Dem RGB-Sensor steht in diesem Dual-Cam-Setup ein monochromer Sensor zur Seite, der Aufnahmen eben nur in schwarz-weiß produzieren kann. Während ein RGB-Sensor beim Einfangen des Lichtes darauf achten muss, welche Farbe es hat, konzentriert sich der monochrome Sensor also nur auf die Intensität, fängt deshalb deutlich mehr Licht ein und soll so für ein schärferes, detaillierteres Bild sorgen. Die beiden Sensoren nehmen also gleichzeitig ein Foto auf und das Meizu Pro 7 Plus setzt beide zusammen, kombiniert also die Vorteile der beiden Komponenten – die eine sorgt für ein sehr detailliertes und scharfes Bild, die andere für die Farbe darin.
Gute Ergebnisse liefert das Meizu Pro 7 Plus trotz der für 2017er-Flaggschiff-Verhältnisse etwas kleinen Blende ausgerechnet im Low-Light ab. Der Sensor fühlt sich bei fast vollständiger Dunkelheit zwar überfordert und das Bildrauschen nimmt stark zu, aber in schwach ausgeleuchteten Innenräumen oder während der Morgendämmerung punktet die Kamera mit durchaus detaillierten und mindestens Social Media-tauglichen Ergebnissen – wenn auch nicht immer auf Anhieb. Alle hier gezeigten Bilder wurden von uns vor dem Upload komprimiert.
Dagegen blieben die Ergebnisse bei Tageslicht hinter meinen (hohen( Erwartungen zurück. Farben wirken natürlich, der Weißabgleich macht keine Probleme und die Aufnahmen punkten mit guten Kontrasten. Aber manchmal fehlte es den Bilder an Details, einige wirkten einfach unscharf und gerade in Innenräumen stellte sich ein sichtliches Bildrauschen ein. Oft machte sich das erst bemerkbar, wenn man daraus noch weitere Zuschnitte anfertigte, oder die Aufnahmen auf einem externen Bildschirm betrachtete, gelegentlich brauchte es aber auch schlicht mehrere Anläufe, um ein Motiv richtig hinzubekommen. Sehr zuverlässig und schnell reagiert der Phasen-Detektions-Autofokus, ein optischer Bildstabilisator hätte der Kamera aber gut gestanden.
Im Stereo-Modus nutzt die Kamera-Anwendung beide Sensoren für einen DSLR-artigen Bokeh-Effekt. Dast funktioniert aber nur auf geringe Distanzen von 1-2m und die Software tut sich bei komplizierten Motiven sichtlich schwer, die verschiedenen Abstände auseinander zu halten. Allzu oft geraten die Übergänge unscharf und sehen einfach unnatürlich aus, aktuelle Honor- oder Huawei-Smartphones liefern hier bessere Ergebnisse ab. Befinden sich Motiv und Hintergrund einigermaßen weit auseinander, ist auch der Stereo-Modus aber zu gebrauchen und kommt bspw. bei Selfies mit dem zweiten Display zum Tragen. Ein nachträgliches Fokussieren ist ebenfalls möglich.
Wie man an den Bildern hoffentlich erkennen kann, lassen sich mit dem Meizu Pro 7 Plus definitiv sehr gute Ergebnisse erzielen, gerade im manuellen Modus. Aber das braucht manchmal etwas Geduld, die nicht alle Nutzer und erst recht nicht alle Motive aufbringen. Gegenüber den (zuweilen aber auch deutlich teureren) Konkurrenten von Huawei, Apple und Samsung fehlt der Kamera dieses intuitive Feature, das quasi jede Aufnahme auf Anhieb gelingt.
Nicht nur vom rückseitigen Display und dem Lockscreen aus kann man schnell die Kamera aktivieren, systemweit ruft auch ein zweifacher Druck des mTouch-Homebuttons die Anwendung auf. Die Kamera-App ist übersichtlich aufgebaut und lässt sich intuitiv bedienen: Stereo-Modus, HDR und Blitz lassen sich mit wenigen Handgriffen umstellen und diverse Modi und Filter sind zwar integriert, aber geraten nicht in den Weg. Neben den üblichen Panorama-, Beauty und Scan-Modi, bietet die Kamera auch einen dedizierten Modus für den monochromen Sensor, um ästhetisch ansprechende und gerade in lichtschwachen Umgebungen auch nochmals deutlich bessere Aufnahmen anzufertigen.
Ambitionierteren Smartphone-Fotografen steht ein Pro-Modus zur Verfügung, in dem Parameter wie Belichtungszeit, ISO, Fokus, Weißabgleich und Kontrast manuell konfiguriert werden können. Wer sich die Zeit dafür nimmt kann in diesem Modus die angesprochenen Nachteile durch optimierte Einstellungen ausgleichen und so das Potenzial der Kamera ausnutzen.
Als jemand, der mehr Wert auf umfangreiche Kontrollen legt, denn auf die Tauglichkeit von Schnappschüsse, hat die Kamera des Meizu Pro 7 Plus mir großen Spaß gemacht. Nur RAW-Support habe ich vermisst, in den Einstellungen kann lediglichlich die Auflösung (bis zu 4000×3008 Pixel bzw. vorne bis zu 4608×3456 Pixel) konfiguriert, sowie eine paar Details angepasst werden.
Videos können in vier Stufen mit bis zu 4K-Auflösung aufgenommen werden. Sie werden als H.265 mit 128 Kbps-Audio gespeichert, eine 60fps-Option gibt es aber nicht, dafür dedizierte Slow-Motion und Timelapse-Modi. Artefakte lassen sich keine feststellen, Kontrast und Farben sind in Ordnung. Das gilt auch für die weniger speicherintensiven 1080p-Videos.
Die Ergebnisse der Frontkamera sind durchaus akzeptabel, aber sie tendiert dazu, die Szene überzubelichten, sodass Selfie-Freunde manchmal das Verlangen verspüren dürften, nicht nur des Bokeh-Effekt halber die Preview-Funktion des Second Screens zu nutzen. Für Videoanrufe hat man allerdings nicht die Wahl, daher ist es gut, dass auch die Frontkamera zu gebrauchen ist und (trotz höherer Auflösung) zwar weniger Details, aber gute Kontraste und Farben abliefert.
Auf dem Meizu Pro 7 Plus kommt Flyme in Version 6.2.0 zum Einsatz und basiert auf Android 7.0 Nougat. Während das zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch vertretbar erscheint und man bei der stark modifizierten Oberfläche abseits der Anwendungen ohnehin wenig von Android mitbekommt, ist ein Sicherheitspatch-Level vom 5. April 2017 bei einem solchen High-End-Smartphone aber eigentlich inakzeptabel, zumal selbst dieser definitiv schon veraltet war, als das Meizu Pro 7 Plus im Juli vorgestellt wurde. Wie es Meizu hier künftig mit Updates halten wird, kann ich nach zwei Wochen Nutzung nicht beurteilen.
Von der Patchebene einmal abgesehen hat sich Flyme seit meinem letzten Besuch aber in einigen Punkten deutlich verbessert. Die Oberfläche wirkt optisch konsistenter und aufgeräumter, hat weiterhin einige interessante Features und vor allem auch zahlreiche Einstellungen zu bieten. Neben den erwähnten Optionen für Off-Screen-Gesten und den Second Screen, kann man zwischen verschiedenen Themes wählen, Benachrichtigungen priorisieren und zurückstellen oder einen Easy Mode mit größeren Schriften und Icons aktivieren. Sensible Daten lassen sich in einem Privacy Mode gesondert absichern, auf den direkt vom Lock Screen oder mit einem speziellen Fingerabdruck zugegriffen werden kann.
Weiterhin sind all diese Features, sowie die gesamte Oberfläche, in verschiedenen Chinesisch-Varianten oder eben in englischer Sprache erhältlich, eine deutsche Sprachoption gibt es nicht und kann falls überhaupt wohl nur per Custom ROM ergänzt werden.
Die integrierten Anwendungen sind oftmals gut gelungen, sehen schick aus und bieten mehr Funktionen als es den Anschein hat – gerade die Notiz-App und der Meizu-Browser konnten bei mir punkten. Nahezu alle Apps lassen sich außerdem problemlos installieren und gelegentliche Benachrichtigungen (auf Chinesisch) deaktivieren.
Flyme 6 verhält sich deutlich performanter, als das in früheren Versionen der Fall gewesen ist. Lediglich mit dem Management von Push-Benachrichtigungen tut sich das Meizu Pro 7 Plus weiterhin schwer, Telegram-Benachrichtigungen beispielsweise kommen oft nur mit Verzögerung an, bis man für diese eine Ausnahme in der auch sonst sehr komfortablen Security-App festlegt. Ansonsten sind mir keine Probleme aufgefallen, einzig der Firefox-Browser schien nicht ganz mit dem zweiten Bildschirm klarzukommen und stellte jede besuchte Webseiten eine Zeit lang fälschlicherweise als 240 Pixel schmalen Streifen dar – irgendwo wird da wohl die Auflösung des falschen Displays abgefragt, andere Apps hatten dieses Problem nicht.
Am Ende eines Arbeitstages, bei dem das Meizu Pro 7 Plus in einem eher moderaten Umfang für Messenger, Kamera, Musik-Streaming und gelegentliche Suchen verwendet wurde, waren meist noch 45 Prozent der 3500mAh umfassenden Akkukapazität vorhanden. Damit kommt man also auch noch einen zweiten Tag gut hin. Nutzt man das Smartphone intensiver und überlässt die Displayhelligkeit nicht der Software muss man aber letztlich doch täglich aufladen. Meizu bewegt sich hier meinem subjektiven Empfinden nach etwas über dem Niveau eines LG G6 oder Honor 9, was durchaus dem effizienteren SoC geschuldet sein kann.
Die guten Standby-Zeiten erkauft sich Flyme mit einem restriktiven Hintergrunddaten-Management, was sich gerade bei Messengern bemerkbar macht. Diese dürfen sich nur gelegentlich aktualisieren, weshalb Benachrichtigungen manchmal verzögert ankommen. Wie erwähnt muss dafür eine von den Standardeinstellungen abweichende run in background-Berechtigung in der Security-App konfiguriert werden, was an sich nicht weiter schwierig, aber auch nicht gerade eine naheliegende Lösung ist – einmal mehr vor allem für weniger versierte Nutzer problematisch.
Wireless Charging wird nicht unterstützt, wirklich beeindrucken kann das Meizu Pro 7 Plus aber ohnehin mit der kabelgebundenen mCharge-Ladetechnik. Über das mitgelieferte Netzteil (chinesischer Stecker, EU-Adapter liegt bei) ist das Smartphone in kaum mehr als einer Stunde vollständig aufgeladen. Um von 10 auf 50 Prozent zu kommen bedurfte es ebenfalls nicht einmal 30 Minuten, was ein unbequemes Aufladen über Nacht überflüssig macht – das Smartphone morgens ans Netz zu bringen sollte absolut ausreichen, um damit bequem über den Tag zu kommen.
Wie deutlich geworden sein sollte, ist der Second Screen in meine Augen nicht so der Hit, was das Meizu Pro 7 Plus aber eigentlich ausbremst, sind all die Nachteile, die wir von verschiedenen chinesischen Smartphone-Herstellern kennen: Die Oberfläche beherrscht keine deutsche Sprache, das fehlende LTE Band 20 kann je nach Umgebung den Empfang deutlich einschränken und Software-Updates scheinen nicht unbedingt Top-Priorität zu haben.Das Meizu Pro 7 Plus kompensiert all dies mit einer insgesamt hervorragenden Hardware zu einem guten Preis. Das farbstarke und kontrastreiche Hauptdisplay macht in der Nutzung großen Spaß, die Dual-Cam liefert in den meisten Situationen sehr gute Ergebnisse und Design und Verarbeitung bewegen sich auf höchstem Niveau. Auch enttäuscht der Helio X30 nicht, sondern liefert zusammen mit ordentlichen 6GB RAM und 64/128GB internem UFS2.1-Speicher in sämtlichen Anwendungen eine erstklassige Performance ab und die mCharge-Technik kann mit erstklassigen Ladezeiten punkten.
Bei einem Preis ab etwa 370 Euro kann das Meizu Pro 7 nach europäischen Maßstäben absolut überzeugen. Aber da der Second Screen kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal ist und die erwähnten Nachteile nun einmal auch bei anderen Smartphones aus dem Reich der Mitte präsent sind, lohnt für Interessenten sicher auch ein Blick auf das Xiaomi Mi 6 oder – da in der Größe vergleichbar – insbesondere das Mi Note 3.