Nach der Explosionskatastrophe in Beirut ist Finanzminister Ghasi Wasni als viertes Mitglied der Regierung zurückgetreten. Ghasi habe am Montag seinen Rücktritt eingereicht, teilte ein Vertreter seines Ministeriums mit. Zuvor hatten bereits Justizministerin Marie-Claude Najm, Informationsministerin Manal Abdel Samad und Umweltminister Damianos Kattar ihren Rücktritt verkündet und damit die Konsequenzen aus der Katastrophe und der schweren Wirtschaftskrise gezogen.
Die libanesische Regierung gerät zunehmend unter Druck, da viele Libanesen die Katastrophe als Beleg für das Versagen und die Korruption der politischen Führung sehen, die das Land heruntergewirtschaftet habe. Die Explosionskatastrophe hat ihre Wut weiter angefacht. Seit Tagen kommt es in Beirut deshalb zu Massenprotesten.
Am Montagnachmittag will das Kabinett zusammentreten. Dann will Ministerpräsident Hassan Diab nach eigenen Angaben vorgezogene Neuwahlen vorschlagen.
Bei zwei gewaltigen Explosionen in der libanesischen Hauptstadt Beirut waren vergangene Woche mehr als 150 Menschen getötet und mehr als 6000 weitere verletzt worden. 300.000 Menschen wurden durch das Unglück obdachlos. Nach Regierungsangaben waren 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert, das jahrelang ungesichert im Hafen gelagert worden war. Die genauen Ursachen der Explosionen sind noch unklar.
Zudem steckt das Land in der schlimmsten Wirtschaftskrise seit dem Bürgerkrieg von 1975 bis 1990. Offiziellen Angaben zufolge leben inzwischen mehr als 45 Prozent der Libanesen unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 35 Prozent.
by ANWAR AMRO