Remakes und Reboots sind schon seit einer ganzen Weile fester Bestandteil der Filmindustrie. Bei Serien ist die Marschroute, alte Geschichten in neuem Gewand zu präsentieren, dagegen deutlich jünger. Ein interessanter Trend lässt sich dabei aber beobachten: Nicht nur wird die Handlung an die Gegenwart angepasst, zudem wird immer öfter auch noch das Genre gewechselt.
Das aktuellste Beispiel für einen derartigen Paradigmenwechsel stellt die Ankündigung dar, dass aus der beliebten Sitcom "Der Prinz von Bel-Air" aus den 90er-Jahren eine Dramaserie gemacht wird. Aus der zumeist unbekümmerten "Fish out of Water"-Comedy, die den charmanten Querulanten Will (Will Smith, 51) von den Straßen Philadelphias ins Villenviertel Bel-Air führte, soll also eine düstere Erzählung über Bandenkriminalität und soziale Ungerechtigkeit werden.
Die Frage, die sich unweigerlich aufdrängt, lautet: "Muss das sein?" Im Fall von "Der Prinz von Bel-Air" jedenfalls ist die Überlegung nachvollziehbar, die nicht zufällig mitten in die Black-Lives-Matter-Bewegung gefallen sein dürfte. Zumal nicht vergessen werden darf, dass auch das Original - bei all dem Klamauk um den bemitleidenswerten Onkel Phil - hin und wieder ernste Töne anstimmte.
Ob der "Fresh Prince" als Drama aber Erfolg haben wird, das steht auf einem anderen Blatt. Beispiele aus Film und Fernsehen zeichnen bislang ein ernüchterndes Fazit. Nach der Sitcom "Sabrina - Total verhext" wurde unlängst mit "Chilling Adventures of Sabrina" eine düstere Horror-Variante kreiert - die prompt nach der zweiten Staffel wieder abgesetzt wurde. Ein weiteres Beispiel aus dem Filmsektor: Aus dem schillernden Comic-Helden Superman den von Gewissensbissen und Selbstzweifeln geplagten "Man of Steel" zu machen, kam bei vielen Fans auch nicht sonderlich gut an.
Und auch in die andere Richtung wurde es schon versucht, jedoch ähnlich durchwachsen. Aus der Serie "Baywatch" (die inzwischen selbstredend als "Guilty Pleasure" bezeichnet werden darf) wurde 2017 ein Klamauk-Actionfilm mit Dwayne Johnson (48). Der Grundtenor hierzu: vom unfreiwillig komischen Charme des Originals ist nichts übrig geblieben. Selbes Spiel bei der Serie "21 Jump Street", die ebenfalls zum Klamauk-Film verkam.
Immer öfter beschleicht einen das Gefühl, dass der Traumfabrik die Ideen ausgehen. Der Beweis, dass alte Serien vom Übergang in ein anderes Genre - ob nun als Film- oder als Serien-Remake - profitieren können, ist bislang jedenfalls noch nicht erbracht worden. Auf das sozialkritische Portrait "Eine schrecklich dramatische Familie" über einen existenzbedrohten Schuhverkäufer, der einst von der großen Sportlerkarriere träumte, nun aber seine undankbare Familie durchfüttern muss und langsam vom liebenden Vater zum Misanthropen mutiert, wartet jedenfalls niemand. Was nicht heißt, dass es nicht trotzdem irgendwann kommt.