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Israel treibt Offensive im Süden des Gazastreifens voran

Die israelische Armee treibt ihre Offensive gegen die radikalislamische Hamas im Süden des Gazastreifens weiter voran. Ein AFP-Reporter berichtete am Sonntagmorgen über neuerliche Angriffe in dem Gebiet. Die Hamas meldete "sehr heftige Luftangriffe" auf Ziele in der Nähe von Chan Junis und auf die Straße Richtung Rafah. Während Hilfsorganisationen weiter vor einer humanitären Katastrophe im Gazastreifen warnten, zeigte sich Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu entschlossen, den "gerechten Krieg" zur Vernichtung der Hamas fortzusetzen.

Eine Quelle aus dem Umfeld der Hamas und des Islamischen Dschihad sagte der Nachrichtenagentur AFP, Kämpfer beider Islamistengruppen lieferten sich rund um Chan Junis "heftige Kämpfe" mit der israelischen Armee. Nach Angaben von Israels Generalstabschef Herzi Halevi "intensivierte" die Armee dort ihre Offensive. "Wir müssen den Druck erhöhen", sagte Halevi am Samstagabend. Israels Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi sagte im Fernsehen, seit Kriegsbeginn seien mehr als 7000 Hamas-Kämpfer getötet worden.

Durch die Kämpfe wurden etwa 1,9 Millionen Menschen im Gazastreifen vertrieben. Die meisten von ihnen sind inzwischen Richtung Süden geflohen. Die Region Rafah entlang der Grenze zu Ägypten wurde zu einem riesigen Flüchtlingslager. Aufgrund der Überfüllung und der schlechten sanitären Bedingungen in den Unterkünften des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) breiten sich dort Krankheiten aus.

"Fast eine Million Kinder wurden zwangsvertrieben und werden immer weiter in den Süden gedrängt, in winzige, überfüllte Gebiete ohne Wasser, Nahrung und Schutz", sagte die Direktorin des UN-Kinderhilfswerks (Unicef) für den Nahen Osten, Adele Khodr. Die Beschränkungen und Hindernisse für Hilfslieferungen in den Gazastreifen kämen einem "Todesurteil" für die Kinder gleich. Die Hilfsorganisation Oxfam nannte die Lage "apokalyptisch".

Am Freitag war eine Resolution im UN-Sicherheitsrat über eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen am Veto der USA gescheitert. Für den von den Vereinigten Arabischen Emiraten eingebrachten Resolutionsentwurf votierten 13 der 15 Mitgliedsstaaten, Großbritannien enthielt sich, Frankreich stimmte zu. Einzig die USA, die als eines der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats ein Vetorecht haben, stimmten dagegen. Eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen sei "realitätsfremd" und "hätte vor Ort nichts verändert", sagte der stellvertretende UN-Botschafter der USA, Robert Wood.

UN-Generalsekretär António Guterres hatte vor der Abstimmung eindringlich für eine Waffenruhe im Gazastreifen geworben. Guterres hatte zu dem Treffen gedrängt. Die Emirate zeigten sich "zutiefst enttäuscht" über die Blockade der USA. Auch der französische UN-Botschafter äußerte sich enttäuscht, ebenso wie eine Reihe von Nichtregierungsorganisationen, darunter Ärzte ohne Grenzen und Human Rights Watch.

Netanjahu begrüßte die Haltung der USA und kündigte die Fortsetzung des Kriegs gegen die Hamas an. Die anderen Länder müssten begreifen, dass "man nicht die Vernichtung der Hamas unterstützen und gleichzeitig ein Ende des Krieges fordern kann, was die Vernichtung der Hamas verhindern würde", sagte Netanjahu am Samstag in einer Videobotschaft. "Deshalb wird Israel seinen gerechten Krieg fortsetzen, um die Hamas zu vernichten und die restlichen Kriegsziele zu erreichen".

Der Krieg zwischen Israel und der Hamas war am 7. Oktober durch den Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst worden. An dem Tag waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Palästinenserorganisation vom Gazastreifen aus nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden etwa 1200 Menschen getötet und rund 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 

Als Reaktion begann Israel mit den massiven Angriffen auf Ziele im Gazastreifen. Am Samstag wurde in Gaza im Norden des Küstenstreifens nach Angaben der israelischen Armee ein Waffenlager in einer Schule entdeckt. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit dem Beginn der israelischen Offensive mindestens 17.700 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder.

In einem von einem israelischen Angriff schwer beschädigten Viertel von Rafah gab es am Samstag Proteste gegen die gescheiterte UN-Resolution. "Wann hat sich schon jemals eine Resolution des UN-Sicherheitsrats für unsere Sache und das palästinensische Volk eingesetzt", sagte einer der Demonstranten, Mohammed Al-Chatib.

Bei einer Kundgebung in Tel Aviv forderten derweil hunderte Menschen die Freilassung der 137 Geiseln, die nach israelischen Angaben weiterhin von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen werden. "Bringt sie jetzt nach Hause", forderten die Demonstranten.

bfi/mid