Ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Sozial- und Umweltverbänden sowie evangelischer Kirche hat eine strategische Neuausrichtung der deutschen Autoindustrie hin zu kleineren Fahrzeugmodellen mit Elektroantrieb gefordert. Angesichts der Bedeutung der deutschen Automobilwirtschaft als "Schlüsselindustrie" sei eine "aktiv gestaltete Transformation" von entscheidender Bedeutung, erklärte das sogenannte Bündnis sozialverträgliche Mobilitätswende am Sonntag in Berlin. Firmen und Politik müssten die Branche daher "sozial, innovativ und zukunftsgerichtet" aufstellen.
Das Bündnis sprach sich für eine "veränderte Modellpolitik der Unternehmen hin zu kleinen, bedarfsorientierten und bezahlbaren Fahrzeugen" aus. Zugleich forderte es dazu passende "gezielte Förderinstrumente" und einen "deutlichen Schub im Ausbau der Ladeinfrastruktur". Nur so könne die Mobilitätswende in der Autoindustrie samt Antriebswechsel hin zu Elektromotoren in Deutschland "an Schwung gewinnen". Es sei eine entsprechende "aktive Industriepolitik" nötig, um neue Wertschöpfung sowie Beschäftigung zu ermöglichen, betonte das Bündnis.
In dem Bündnis haben sich Gewerkschaften und Gewerkschaftsverbände wie die IG Metall und der DGB mit Sozial-, Wohlfahrts- und Umweltverbänden wie VdK, VCD und BUND sowie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zusammengetan. Sie wollen auf diese Weise gemeinsam ihre Positionen zur Mobilitätswende vertreten. Am Montag kommen Vertreter der deutschen Automobilwirtschaft im Kanzleramt in Berlin mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu einem Spitzentreffen zusammen.
Die Mobilitätswende werde hierzulande insgesamt nur gelingen, wenn "auch die deutsche Automobilindustrie ihr Potential im Bereich nachhaltigere Mobilität ausschöpft", erklärte das Bündnis am Sonntag unter Verweis auf ein von ihr veröffentlichtes Positionspapier. Dazu kämen weitere Schlüsselbereiche wie die Finanzierung und der Ausbau von Schienen- und öffentlichem Nahverkehr sowie die Verlagerung von Gütern und die Umgestaltung von städtischen Verkehrsräumen.
Das Bündnis verwies insbesondere auch auf die Bedeutung der Autoindustrie für den Arbeitsmarkt. Arbeitsplätze in der Branche gingen aufgrund der laufenden Umbrüche "in hohem Tempo verloren". Eine "sozialverträgliche und proaktive Gestaltung" der Mobilitätswende in der Branche sei daher auch Teil einer "vorausschauenden Beschäftigungs- und Rentenpolitik", beuge zunehmender Altersarmut vor und sichere die gesamtgesellschaftliche Akzeptanz für die nötigen Veränderungen.
Zu dem Branchentreffen im Kanzleramt ist das Bündnis nach eigenen Angaben nicht eingeladen. Es bedaure dies, erklärte es am Sonntag. Unternehmen und Politik seien aufgefordert, "ihrer Verantwortung schnell und umfassend" nachzukommen. "Der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor muss politisch eng begleitet und Beschäftigung durch die Ansiedlung neuer Schlüsselbereiche gesichert werden."
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