Der langjährige Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, hat den deutschen synodalen Weg zur Reform der katholischen Kirche scharf kritisiert. "Der Glaubensverlust ist durch den synodalen Weg eher noch gewachsen", sagte Gänswein der Mediengruppe Bayern (Dienstagsausgaben).
Einen Brief von fünf konservativen Bischöfen, den diese an Rom geschickt hatten mit der Bitte um Klärung der Rechtmäßigkeit eines synodalen Gremiums jenseits der Bischöfe, kommentierte Gänswein so: "Die unmittelbare Antwort auf diese Anfrage zeigt die Dringlichkeit, mit der der Vatikan diese Frage behandelt. Es ist ernst, und ich kann nur hoffen, dass die Signale, wie es in der Frage heißt, gesehen und auch ernst genommen werden."
Der Vatikan hatte der deutschen Kirche in dem Schreiben die Befugnis abgesprochen, einen geplanten synodalen Rat einzurichten. Der von drei Kardinälen unterzeichnete Brief trägt den ausdrücklichen Hinweis, dass Papst Franziskus hinter dem Inhalt stehe und dessen Verbreitung angeordnet habe.
"Die eingeschlagenen Wege haben zu Spannungen innerhalb der Katholischen Kirche in Deutschland und mit dem Heiligen Stuhl geführt", sagte Gänswein. "Ich bete und hoffe, dass eine Spaltung verhindert werden kann."
Gleichzeitig habe aber der Papst der Mehrheit der deutschen Bischöfe, die sich im synodalen Weg engagieren, "eindeutig und klar Grenzen aufgezeigt, die gilt es ernst zu nehmen", sagte der Kurienerzbischof. Er bezweifle, dass der synodale Weg, "so wie er sich entwickelt hat, die richtige Antwort auf die Missbrauchskrise gewesen ist."
Der synodale Weg wurde 2019 als Reaktion auf die sogenannte MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch in der deutschen Kirche beschlossen, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Kleriker und Laien berieten seitdem Themenkomplexe wie die Rolle der Frau in der Kirche, die katholische Sexualmoral, das Verständnis vom Priesteramt inklusive Pflichtzölibat und kirchliche Machtstrukturen. Im März wurden die Beratungen mit einigen Reformbeschlüssen abgeschlossen.
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