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EU reserviert 200 Millionen Dosen Corona-Impfstoff bei Biontech und Pfizer

Gespräche mit Pharmafirmen beendet - Zuvor schon fünf ähnliche Vereinbarungen

Die EU-Kommission hat bei dem Mainzer Biotechunternehmen Biontech und dem US-Konzern Pfizer 200 Millionen Dosen eines potenziellen Corona-Impfstoffs reserviert. Das gaben die EU-Kommission und die beiden Firmen am Mittwoch nach Abschluss vorbereitender Gespräche für einen Liefervertrag bekannt. Dieser sieht demnach zusätzlich noch eine Option für weitere 100 Millionen Impfstoffeinheiten vor.

Die Lieferung könnte laut Biontech und Pfizer Ende 2020 starten, sofern ihr gemeinsamer Impfstoffkandidat zuvor von den Behörden als wirksam und sicher anerkannt wird. Nach eigenen Angaben rechnen die beiden Firmen weiterhin damit, eine entsprechende behördliche Zulassung bereits im Oktober beantragen zu können.

Bereits im Juli hatte die US-Regierung mit Biontech und Pfizer eine Vereinbarung zur Lieferung von 100 Millionen Dosen und eine Option auf weitere 500 Millionen Einheiten des potenziellen neuen Impfstoffs getroffen. Der mögliche Wirkstoff der Firmen befindet sich momentan in der klinischen Erprobung der sogenannten zweiten und dritten Phase, diese Tests finden auch in Deutschland statt.

Weltweit arbeiten zahlreiche Pharmaunternehmen und Institutionen mit Hochdruck an der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten gegen das Coronavirus. Die EU-Kommission bemüht sich bereits seit längerem, für ihre Mitgliedsstaaten zentral den Zugriff auf diverse Kandidaten zu sichern. Mit dem Konzern AstraZenica schloss sie bereits einen Liefervertrag über bis zu 400 Millionen Impfdosen ab.

Dazu kommen noch vier weitere Vorverträge, die in den vergangenen Monaten mit anderen Pharmafirmen geschlossen wurden, die ebenfalls an Impfstoffen arbeiten. Neben Sanofi-GSK, Johnson & Johnson und Moderna gehört dazu auch das Tübinger Unternehmen Curevac, dem die EU-Kommission im Erfolgsfall 225 Millionen Dosen abkaufen möchte.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) begrüßte die Einigung der EU-Kommission mit Biontech und Pfizer am Mittwoch. Die Firmen machten "vielversprechende Fortschritte" bei der Entwicklung eines Impfstoffs, erklärte er in Berlin. Deutschland habe die EU bei den Verhandlungen über die Reservierungsvereinbarung unterstützt.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von Leyen (CDU) äußerte sich zuversichtlich. Die Chancen zur Entwicklung eines sicheren und wirksamen Impfstoffs für die Menschen in Europa und dem Rest der Welt seien heute so hoch wie nie zuvor, erklärte sie in Brüssel.

Die EU-Kommission koordiniert die Beschaffung möglicher neuartiger Impfstoffe gegen Corona für die Mitgliedsstaaten. Sie würde nach eigenen Angaben auch die Verteilung innerhalb Europas übernehmen. Ziel ist es, allen EU-Bürgern durch den Abschluss von Liefer- und Reservierungsverträgen mit Herstellern in einem Zeitraum von einem bis anderthalb Jahren Zugang zu einer Impfung zu geben.

Im Fall eines erfolgreichen Abschlusses der Entwicklung ihres Wirkstoffs könnten Biontech und Pfizer nach eigenen Angaben bis Ende des Jahres insgesamt 100 Millionen Dosen herstellen. Die für die EU bestimmten Einheiten würden dann in Werken in Deutschland und Belgien produziert. Im kommenden Jahr könnten beide Unternehmen demnach insgesamt 1,3 Milliarden Dosen des Impfstoffs ausliefern.

by Norberto DUARTE