Bei Messerangriffen im britischen Birmingham sind in der Nacht zu Sonntag ein Mensch getötet und sieben weitere verletzt worden. Zwei der Opfer seien sehr schwer verletzt, teilte die Polizei am Sonntag mit. Bislang gebe es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Tat oder ein Hassverbrechen. Die Suche nach einem Verdächtigen laufe.
Die Menschen scheinen "wahllos" angegriffen worden zu sein, wie Steve Graham von der West Midlands Polizei auf einer Pressekonferenz sagte. Es deute auch nichts auf eine Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Banden hin. Die Polizei leitete Mordermittlungen ein.
Die Polizei war gegen 0.30 Uhr wegen eines Angriffs im Stadtzentrum alarmiert worden. Kurz darauf sei "eine Reihe weiterer Angriffe mit einer Stichwaffe" in der Umgebung gemeldet worden. Im britischen Fernsehen war am Sonntagmorgen zu sehen, dass große Bereiche des Stadtzentrums abgesperrt waren und Polizisten in Schutzanzügen den Tatort untersuchten.
Die Angriffe ereigneten sich ersten Erkenntnissen zufolge an vier verschiedenen Orten in der Innenstadt zwischen 0.30 und 2.30 Uhr (Ortszeit). Nach Angaben der Polizei besteht ein Zusammenhang zwischen den Attacken.
Über die Identität der Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Die Polizei teilte lediglich mit, dass es sich bei den Schwerverletzten um eine Frau und einen Mann handele. Fünf weitere Menschen wurden mit leichteren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Einer der Angriffe ereignete sich im Arcadian Center, einem beliebten Zentrum in der Innenstadt mit Restaurants, Nachtclubs und Bars. Cara Curran, die dort am Samstagabend Flyer für einen Nachtclub verteilte, berichtete von einem regelrechten "Straßenkampf" zwischen mehreren Beteiligten.
"An dem Abend hat sich eine ganz schöne Spannung aufgebaut. So etwas habe ich vorher noch nicht gesehen", sagte die 18-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. Es seien nicht "die üblichen Auseinandersetzungen mit ein oder zwei Beteiligten" gewesen, die an einem Samstagabend schon mal vorkämen, sondern ganze Gruppen, die gegeneinander gekämpft hätten. Dabei seien auch "rassistische Beleidigungen" zu hören gewesen.
Birmingham ist mit mehr als einer Million Einwohnern Großbritanniens zweitgrößte Metropole. In der Vergangenheit wurde die Stadt immer wieder von Bandengewalt erschüttert. So eröffnete etwa 2003 eine Bande das Feuer auf eine rivalisierende Gang und tötete dabei zwei unbeteiligte Jugendliche.
In Großbritannien wächst die Sorge angesichts einer Zunahme von Messerangriffen, insbesondere in der Hauptstadt London. Die Zahl der Attacken mit Stichwaffen in England und Wales ist nach Angaben der nationalen Statistikbehörde bis Ende März um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Im Juni erstach ein Mann in einem Park in Reading nahe London drei Menschen und verletzte drei weitere schwer. Die britische Anti-Terror-Polizei übernahm in dem Fall die Ermittlungen.
Mehrfach wurde Großbritannien in den vergangenen Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert. Anfang Februar verletzte ein vorzeitig aus der Haft entlassener Islamist drei Passanten in London mit einer Stichwaffe, bevor er von der Polizei erschossen wurde. Ende November erstach ein Angreifer auf der London Bridge zwei Menschen und verletzte mehrere weitere, bevor er von Polizisten erschossen wurde.
by Oli SCARFF