Offenbar hat man auf russischer Seite auf die anhaltende Niederlagenserie auf dem Schlachtfeld reagiert. Nachdem man seit mehr als einem halben Jahr nicht in der Lage ist, die strategisch wichtige Stadt Bachmut zu erobern, haben sich die Söldner der russischen Wagner-Gruppe nun offenbar zu einer Änderung der Strategie entschieden. Sie starteten gerade eine neue Offensive im ostukrainischen Donbass und rücken nun statt in Richtung Bachmut auf die wichtige Kleinstadt Soledar vor und haben diese wohl eingenommen. Mit diesem Schachzug konnte man offenbar die ukrainischen Verteidiger überraschen – der Weg auf andere wichtige Städte ist nun offen! Kann Putins Armee die Ukrainer jetzt in die Zange nehmen?
Allerdings verteidigen die ukrainischen Streitkräfte auch Soledar mit aller Kraft. die Stadt soll mittlerweile gefallen sein. Dort kontrollieren die russischen Truppen seit August ebenfalls einen kleinen Teil im Osten der Stadt und außerdem ein Gipswerk der deutschen Firma Knauf. Soledar ist aufgrund seiner Lage strategisch wichtig, weil es von dort nur 35 Kilometer bis in die ukrainische Stadt Kramatorsk sind. Auf dem Weg dorthin liegt kein nennenswerter Ort mehr zwischen den beiden Städten. Nun jedoch sollen sich die Söldner der Gruppe Wagner überraschend für eine neue Offensive bei Soledar entschieden haben. Am 5. Januar soll es mit einer großen Anzahl an Soldaten gelungen sein die Verteidigungslinien der Ukraine dort zu durchbrechen. Innerhalb weniger Stunden waren die Söldner dann bis zu 3 Kilometer ins Innere der Stadt vorgerückt. Weitere Truppen hatten die Stadt nördlich und südlich flankiert und von dort das Stadtzentrum angegriffen. Am 6. Januar hatte Russland dann die Kontrolle über das Zentrum von Soledar gewonnen. Dies hat nun dazu geführt, dass sich seit 4 Tagen erbarmungslose Häuserkämpfe im Zentrum der Stadt zwischen russischen und ukrainischen Truppen ereignen. Die Ukrainer wollen die Stadt nicht kampflos aufgeben.
Mittlerweile soll die russische Armee 80 Prozent der Ortschaft kontrollieren. Doch auch die Ukraine gibt nicht auf und hat sich in den letzten Tagen auf die neue Situation vor Ort eingestellt. Dies bedeutet nun eine bessere Belieferung mit Nachschub durch die eigenen Truppen. Am Dienstag erklärte ein Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums, dass man den Vormarsch der Russen gestoppt habe. Das in Soledar heftige Kämpfe stattfinden, bestätigte auch der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Progoschin. Dieser erklärte, dass sowohl in Bachmut als auch in Soledar heftige Kämpfe im Gang seien, bei denen beide Seiten ihre Territorien mit allen Kräften verteidigen. Nun beobachten Militärexperten gespannt, wie die Schlacht weitergeht. Sollte es Prigoschins Männer gelingen Soledar zu erobern würde nicht nur Prigoschins Ansehen bei Wladimir Putin weiter ansteigen, sondern es könnte den Söldnern auch beim Kampf um Bachmut einen Schub geben. Sollte die Ukraine jedoch zurückschlagen, dürfte sich dies äußerst positiv auf den zukünftigen Verlauf des Krieges auswirken.
