13362:

Chemnitz: Familie in dunkle Machenschaften verwickelt

Leihmutterschaft, Bitcoin, Darknet und Auftragskiller - eine sächsische Familie im Mittelpunkt

Anklage wegen Mordversuchs vor Gericht

Im Landgericht Chemnitz muss sich die 40-jährige Ingenieurin Nicole G. aus Lichtenau (7032 Einwohner) seit Freitag wegen des Versuchs der Anstiftung zum Mord verantworten. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft soll sie Ende 2021 über die Darknet-Plattform "Hitman Marketplace" einen Auftragskiller angeheuert haben, der ihren Schwager aus Chemnitz für 26.960 US-Dollar töten sollte. Der Grund für diesen Auftrag war offenbar ein Sorgerechtsstreit zwischen ihrer Schwester und deren Ex-Lebensgefährten.

Darknet-Plattform und Kryptowährung als Zahlungsmittel

Unter dem Benutzernamen "Project21" wurde ein Foto des Schwagers hochgeladen. Die Auftraggeberin gab klare Anweisungen, dass der Mord wie ein Unfall aussehen sollte. Nachdem der Betrag in drei Zahlungen beglichen wurde, fragte die mutmaßliche Auftraggeberin, ob man ihr ein Alibi geben könne. Die Bezahlung erfolgte über die Krypto-Börse "Bitpanda". Die Angeklagte soll im August 2021 ein Konto eröffnet und dort das Geld überwiesen haben. Das FBI wurde jedoch auf den Mordauftrag aufmerksam und informierte die Polizei in Deutschland. Ein wichtiges Beweismittel waren der Personalausweis und Webcam-Bilder, die Nicole G. zur Authentifizierung ihres Kontos auf Bitpanda hochgeladen hatte.

Die abenteuerliche Verteidigung der Angeklagten

Vor Gericht bestreitet Nicole G. die Vorwürfe und liefert eine abenteuerliche Geschichte. Sie behauptet, dass das Geld eigentlich als Bezahlung für einen griechischen Arzt gedacht war, der ihr bei einer Leihmutterschaft helfen sollte. Bereits 2017 sollen ihre Eizellen entnommen und eingefroren worden sein. Anfangs wurden dafür rund 6500 Euro überwiesen. "Der Arzt wollte dann eine Bezahlung über Bitcoin", erklärte Nicole G. Auf mysteriöse Weise landete das Bitcoin-Geld jedoch bei dem Auftragskiller statt beim Arzt. Auf die Frage, wie das Geld dorthin gelangte, konnte die Angeklagte keine Erklärung liefern.

Der Prozess und mögliche Strafen

Der Richter fragte Nicole G., ob es ihr nicht komisch vorkam, dass sich der Arzt nicht meldete und nach seinem Geld fragte. Die Angeklagte antwortete, dass sie nicht nachgefragt habe und dass der Arzt sie über Skype kontaktiert hätte, falls es Probleme gegeben hätte. Glücklicherweise wurde der Auftrag nie ausgeführt. Die Angeklagte befindet sich derzeit auf freiem Fuß, jedoch drohen ihr bei einer Verurteilung mehrere Jahre Haft. Laut dem Strafrechtsexperten Dr. Nicolas Frühsorger (44) wird der Anstifter genauso hart bestraft wie der Haupttäter, da er den Anstoß für die Tat gegeben hat. Die Versuchsmilderung im deutschen Strafrecht ist fakultativ und liegt im Ermessen des Gerichts.