Eine einzige Frage dominiert derzeit die Gespräche in Israel: Wie schwer wird der kommende Angriff sein? Gemeint ist ein Angriff des Irans, der nach dem mutmaßlichen Tod von Hamas-Chef Ismail Hanija (62) in Teheran als unvermeidlich gilt. Hanija starb vermutlich durch eine Bombe. Diese Woche wurde vom israelischen Geheimdienst als Erfolg gefeiert, da neben Hanija auch Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr im Libanon getötet wurde. Gibt es einen schweren Schlag gegen Tel Aviv?!
Doch diese Woche könnte auch zu einem großen Krieg führen, einem direkten Konflikt zwischen Iran und Israel, was eine Beteiligung westlicher Staaten bedeuten könnte. Seit dem 7. Oktober sind die Israelis an den permanenten Ausnahmezustand gewöhnt, an Raketenalarm, Mobilisierung des Militärs und Sorgen. Doch: Raketen der Hamas sind nichts im Vergleich zu einem koordinierten Angriff des Irans, der sich mit seinen Verbündeten Hisbollah und den Huthis im Jemen zusammentun könnte.
Israelische Geheimdienste gehen davon aus, dass ein direkter Angriff auf Tel Aviv und die zivile Infrastruktur sowie militärische Einrichtungen erfolgen könnte. Der israelische Journalist Barak Ravid berichtet, dass ein Angriff bereits am Montag erfolgen könnte. Der britische Außenminister warnte seine Staatsbürger im Libanon mit einer eindringlichen Botschaft: „Leave now.“ Die US-Streitkräfte haben zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in den Nahen Osten beordert, um die Verteidigung Israels zu verstärken.
Bereits im April hatte der Iran Israel direkt angegriffen, Raketen und Drohnen eingesetzt, die Israel zu 99 Prozent abfangen konnte. Als Gegenschlag griff Israel damals den Iran an. Israel droht dem Iran jetzt im Falle eines Angriffs mit einer weitaus härteren Reaktion. Damals habe sich Israel auf Bitten der USA und anderer Verbündeter zurückgehalten, sagte Israels nationaler Sicherheitsberater Zachi Hanegbi. "Das ist jetzt eine neue Situation. Man kann sich einmal zurückhalten, nicht zweimal!“ Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden droht Israel offen mit einem breiten Gegenschlag verbündeter Milizen in der Region. "Das zionistische Regime und seine Unterstützer müssen mit dem heiligen Zorn der Widerstandsgruppen rechnen“, sagte General Hussein Salami. In einem Schreiben an Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sprach der Kommandeur von einer harten und blutigen Rache. Israel werde für die Tötung von Hamas-Auslandschef Hanija und Hisbollah-Kommandeur Schukr einen hohen Preis zahlen müssen.
Die Tötung Hanijas mitten in Teheran ist ein schwerer Schlag für die Feinde Israels und eine Blamage für das Mullah-Regime. Hanija wurde in der Nacht zum letzten Mittwoch in einem Gästehaus der iranischen Regierung in Teheran durch eine Explosion gezielt getötet. Der Iran widersprach Berichten, wonach israelische Agenten bereits zwei Monate vor Hanijas Reise eine Bombe in dem Gästehaus deponiert hätten. Am Ende hätten sie den Sprengsatz per Fernzündung detoniert. Iran hat eine eigene Version: Demnach wurde der Anschlag mit einem Geschoss verübt, das von außerhalb des Gästehauses abgefeuert wurde. Iran hat inzwischen mehr als zwei Dutzend Personen verhaftet, darunter ranghohe Geheimdienstoffiziere und Militärbeamte.