Zehn Jahre war "Sex and the City"-Autorin Candace Bushnell (61) verheiratet, dann schlug sie sich als Ü50-Single im Liebes-Dschungel der Großstadt durch. Erfahrungen mit Tinder gehörten ebenfalls dazu, wie sie in ihrem neuen Buch "Is There Still Sex in the City?" schreibt. Empfehlen könne sie die Online-Liebessuche aber nicht. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news sagt Bushnell, dass am Ende meist eine Enttäuschung warte. Sie ist Fan einer anderen Strategie.
Candace Bushnell: Als Single-Frau im Alter von 20 oder 30 Jahren sucht man in der Regel nach einer ernsthaften Beziehung. Man will eine Familie gründen, vielleicht Kinder bekommen. Man will ankommen und sesshaft werden. Als Frau in den Fünfzigern hat man das alles vermutlich schon erlebt. Viele Mittfünfziger-Frauen haben bereits Kinder und werden wohl kaum noch welche bekommen, selbst wenn sie es vermutlich noch könnten. Der Unterschied ist also, dass man im Alter nach unterschiedlichen Dingen sucht. Man geht nicht länger auf Dates, um dort den Vater seiner Kinder zu finden, sondern um einen Partner, eine Art Kameraden, kennenzulernen.
Bushnell: Wahrscheinlich mit der Pornografie und der MILF-Szene. Es gibt eine ganze Generation von Männern, die mit der Vorstellung aufgewachsen ist, dass ältere Frauen sexuell attraktiv sind. Und das sind sie ja auch. Frauen in den Fünfzigern können tatsächlich besser aussehen als Frauen in den Zwanzigern und Dreißigern. Je nachdem, wie sie auf sich und ihren Körper achten. Außerdem haben es 20-jährige Männer bei Frauen im selben Alter meist schwer. Die Damen halten die jungen Kerle für schrecklich und zeigen kein Interesse. Vielleicht ist es für junge Männer daher sogar einfacher, Sex mit einer älteren Frau zu haben.
Bushnell: Eine Sache hat mich wirklich überrascht. Jeder, der die App nutzte, hasste es. Oder hasste sich selbst dafür. Wahrscheinlich liegt das an den vielen schlechten Erfahrungen, die man mit solchen Dating-Apps macht. Menschen sind sehr gut darin, andere Personen im wahren Leben zu lesen. Auf dem Bildschirm können sie das aber nicht. Es endet also damit, dass man sich mit Menschen trifft, die ganz andere Ansichten haben, ein ganz anderes Leben führen - die man eigentlich gar nicht mag.
Bushnell: Ich hatte schon immer eine Strategie. Entscheide dich einfach dafür, einen Freund zu finden, und gehe auf die nächste Party. Das hat schon in meinen Zwanzigern gut funktioniert. (lacht) Für jeden mag diese Strategie aber nichts sein.
Bushnell: Grundsätzlich ist es für eine funktionierende Beziehung wichtig, ein gesundes Selbstwertgefühl zu haben. Beziehungen haben nichts mit Magie zu tun. Man muss wissen, wie man kommuniziert, wie man mit dem Gegenüber am besten umgeht und wie man für sich selbst und seine Interessen eintritt. Wenn man jemanden die ganze Zeit nur kritisiert, kann es auf Dauer nicht funktionieren. Es geht also viel mehr um Geschicklichkeit als um Romantik.
Bushnell: Mein Freund und ich führen eine wirklich moderne Beziehung, wir sehen uns nicht ständig. Einen Teil vom Jahr ist er bei mir, den anderen ist er in Miami. Daher würde ich sagen, ist es auch eher unwahrscheinlich, dass ich heiraten werde. Ich bin mittlerweile an einem anderen Punkt in meinem Leben angekommen. Ich mag mein Leben. Das ist das Wichtigste: Sein Leben zu mögen wie es ist - ob man mit jemandem zusammen ist oder nicht.