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Bombendrohungen an Schulen: Eine bundesweite „Drohwelle“ erschüttert Deutschland

Am Montag wurden Hunderte Schulen in Deutschland von einer Welle von Bombendrohungen überrascht – insgesamt waren mehr als 300 Bildungseinrichtungen betroffen. Auch in Österreich trafen ähnliche Drohungen ein, was die Dimension der Vorfälle unterstreicht. Die Behörden nehmen die Situation ernst.

Thüringen: Unterrichtsausfall und Polizeieinsätze

In Thüringen gingen Drohungen an 35 Regelschulen ein, an denen am Montag die Mathe-Abschlussprüfungen stattfinden sollten. Laut Patrick Martin (56), Sprecher der Landespolizeidirektion Thüringen, wurden die Mails bereits am Sonntag verschickt und wiesen identischen Wortlaut auf. Sie erreichten Schulen im gesamten Bundesland. Die Polizei durchsuchte einige Schulen nach möglichen Gefahren. "Zunächst wird nach Aufbruchsspuren geschaut, um zu klären, ob überhaupt Gegenstände in den Gebäuden platziert werden konnten“, erklärte Martin. Bei 31 Schulen konnte schnell Entwarnung gegeben werden. An vier Schulen führten die Drohungen jedoch zu Verspätungen oder zum Ausfall des Unterrichts. Zwei 10. Klassen mussten ihre Prüfung abbrechen – sie werden zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt.

Rheinland-Pfalz: Drohmails mit identischem Inhalt

In Rheinland-Pfalz erhielten mindestens 50 Schulen E-Mails mit demselben Text, der bereits am Freitag bei ähnlichen Drohungen im gesamten Bundesgebiet verwendet wurde. Das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz geht nach ersten Analysen davon aus, dass die Drohungen nicht ernsthaft gemeint sind. Dennoch werden alle Hinweise sorgfältig überprüft, und Ermittlungen wurden eingeleitet.

Bildungsminister Sven Teuber (SPD) verurteilte die Drohungen scharf: "Diese abscheulichen Angriffe richten sich gegen Orte, die Schutz, Bildung und Zusammenhalt bieten sollen.“ Nach vorläufigen Angaben kam es zu keinen Schulschließungen.

Baden-Württemberg: Über 180 Drohmails

Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg meldete am Montagnachmittag landesweit sogar 180 Drohmails an Schulen. Wie in anderen Bundesländern wurden die Mails als nicht hochriskant eingestuft, doch jede einzelne wird dennoch gründlich untersucht. Auch in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern wurden vereinzelte Drohungen gemeldet. Besonders brisant: In Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) enthielt eine Mail laut Polizei "typische Bezüge zur terroristischen Vereinigung Islamischer Staat“. Ob diese Bezüge auch in anderen Drohungen auftauchten, ist unklar.

Österreich ebenfalls betroffen

Auch in Österreich erreichten in den vergangenen Tagen mehr als 50 Einrichtungen – vor allem Schulen – Drohschreiben. Der Chef der österreichischen Verfassungsschutzbehörde (DSN), Omar Haijawi-Pirchner, bestätigte die Vorfälle und kündigte intensive Untersuchungen an.

Rechtliche Konsequenzen

Bombendrohungen sind in Deutschland strafbar und fallen unter den Paragraphen 126 des Strafgesetzbuchs ("Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“). Bei einer Verurteilung drohen Geldstrafen oder bis zu fünf Jahre Haft. Ein aktuelles Beispiel: Vor dem Landgericht Stuttgart läuft derzeit ein Prozess gegen einen 20-Jährigen, der im Herbst 2023 zusammen mit einem Komplizen 51 Drohmails an Schulen, Behörden und Religionsgemeinschaften verschickt haben soll.


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