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Steinmeier mahnt am Frauentag mehr Engagement gegen Hass im Netz an

Bundespräsident: Vor allem Frauen erfahren in digitalen Medien oft Beleidigungen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat anlässlich des Weltfrauentages mehr Anstrengungen zur Bekämpfung von Hass im Netz angemahnt. "Digitale Medien können das Beste und das Schlimmste in uns hervorbringen – und vor allem Frauen erfahren dort viel zu oft Hass, Beleidigungen, Bedrohungen und sexualisierte Gewalt", sagte Steinmeier am Montag bei der Diskussionsveranstaltung "Digitalisierung ist weiblich!" in Berlin. "Wir müssen uns diesem Hass gemeinsam und mit aller Kraft entgegenstellen."

"Unser Handeln heute entscheidet darüber, wie lebenswert die digitale Welt von morgen sein wird – für Frauen und für Männer", erklärte Steinmeier. "Über die vergangenen Jahrzehnte sind wir weit gekommen auf dem Weg der Gleichstellung der Geschlechter." Aber das Ziel sei noch lange nicht erreicht.

"Es steht uns Männern gut zu Gesicht, wenn wir uns selbst für die Gleichstellung von Frau und Mann einsetzen", fügte der Bundespräsident hinzu. Die Männer müssten aktiv dabei helfen und die Gleichstellung mit umsetzen, wo immer es möglich sei - und zwar jeden Tag im Jahr. Es gehe etwa darum, wie "wir unsere Töchter erziehen – und unsere Söhne".

Steinmeiers Ehefrau Elke Büdenbender sagte bei der Veranstaltung: "Männer und ihre kulturellen Spielregeln dominieren nach wie vor in Parlamenten und Parteien, in Konzernen und Betrieben, in der Forschung und an Universitäten, am Theater oder Filmset, in der Chefredaktion oder im Verlag." Dort, wo es um Einfluss gehe, finde sich zuallermeist ein Mann. "Deshalb müssen Frauen weiter für die Gleichberechtigung kämpfen."

Bei der Digitalisierung hätten Frauen "viel zu verlieren", sagte Büdenbender weiter. Bei dieser gebe es auch "Schattenseiten". Verachtung, Hass und Gewaltaufrufe in den sozialen Medien richteten sich "ganz gezielt gegen Frauen, weil sie Frauen sind". Aber vor allem hätten Frauen viel zu gewinnen. "Denn Digitalisierung bedeutet Wandel."

Das könne eine Chance für Frauen sein, die Digitalisierung politisch, technologisch und gesellschaftlich zu gestalten, sagte Büdenbender. "Aber uns läuft die Zeit davon, denn es entscheidet sich heute, welche Rolle Frauen in der digitalen Welt von morgen haben." Den Prozess der digitalen Transformation sollten sich "jetzt nicht auch noch die Männer unter die Nägel reißen".

Am Internationalen Tag der Frauen wird seit über 100 Jahren weltweit auf Frauenrechte und die Gleichstellung der Geschlechter aufmerksam gemacht. Seit 2019 ist er im Land Berlin gesetzlicher Feiertag.

by Tobias Schwarz