Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) fordert einen größeren Klimaschutzbeitrag anderer Industrieländer, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. "Wir Europäer brauchen uns mit unserem Klimaziel nicht zu verstecken, ganz im Gegenteil. Europa ist der Schrittmacher beim weltweiten Klimaschutz", sagte Schulze der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe) kurz vor dem virtuellen Klimagipfel, zu dem US-Präsident Joe Biden eingeladen hat.
Die Europäische Union habe mit ihrem höheren Klimaziel für 2030 die neue Messlatte gelegt. "Das hat eine erfreuliche globale Dynamik ausgelöst", sagte die Ministerin. Nun komme es darauf an, dass möglichst alle anderen großen Volkswirtschaften nachzögen.
Dieses Jahrzehnt müsse zu einem Jahrzehnt "des sozial-ökologischen Umbaus der Weltwirtschaft werden, weg von fossilen Brennstoffen, hin zu zukunftsfähigen Arbeitsplätzen, gesunder Umwelt und mehr Klimaverträglichkeit", sagte Schulze. Die Weltgemeinschaft habe jetzt die Chance, wesentliche Fortschritte in Richtung Klimaneutralität zu machen.
"Noch vor wenigen Jahren war die Welt auf einem Kurs auf 3,5 Grad Erderhitzung, eine unerträgliche Vorstellung", sagte Schulze. "Jetzt ist die 2-Grad-Grenze zum ersten Mal realistisch in Reichweite, und wir haben auch das 1,5 Grad-Ziel fest im Blick." Fünf Jahre nach der Verabschiedung des Paris-Abkommens erweise sich dieses als funktionstüchtig, sagte Schulze.
Rund 40 Staats- und Regierungschefs beraten ab Donnerstag auf Einladung der USA bei einem virtuellen Gipfel über den Klimaschutz. Die unter Biden ins Pariser Klimaschutzabkommen zurückgekehrten USA wollen dabei zu verstärkten Bemühungen im Kampf gegen die Erderwärmung aufrufen. Mit Spannung wird die Bekanntgabe neuer US-Klimaziele erwartet.
Die EU hatte sich am Mittwoch auf neue Ziele geeinigt. Die EU-Staaten und das Europaparlament beschlossen, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 um "mindestens 55 Prozent" zu senken. Das europäische Klimagesetz schreibt zudem das Ziel fest, dass die EU bis zum Jahr 2050 klimaneutral wird.
by DIMITAR DILKOFF