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Putsch-Gegner in Myanmar rufen zu "Frühlingsrevolution" auf

Protestierende berichten von mindestens zwei Toten

Auch drei Monate nach dem Militärputsch in Myanmar geben die Demonstranten nicht auf - und rufen nun zu einer "Frühlingsrevolution" auf. Landesweit gingen am Sonntag erneut tausende Menschen gegen die Militärjunta auf die Straße, wie AFP-Reporter berichteten. In der Wirtschaftsmetropole Yangon marschierten die überwiegend jugendlichen Demonstranten durch die Straßen und skandierten "Unser Weg führt zur Demokratie". Der Proztestzug löste sich jedoch bald auf, um eine Konfrontation mit den Sicherheitskräften zu vermeiden.

Laut örtlichen Medienberichten jagten Sicherheitskräfte die Teilnehmer in Yangon durch die Straßen und nahmen viele von ihnen fest. In der Stadt waren zudem am Morgen mehrere Explosionen zu hören. Die Behörden machen für die immer häufiger zu hörenden Explosionen "Aufrührer" verantwortlich.

In der Kleinstadt Hsipaw im nordöstlich gelegenen Shan-Staat kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten, bei denen mindestens ein Mensch getötet wurde. "Ihm wurde in den Kopf geschossen und er war sofort tot", berichtete einer der Demonstranten, der mit dem Getöteten befreundet war. Die Sicherheitskräfte hätten die Herausgabe seiner Leiche verlangt, doch er und weitere Demonstranten hätten den Toten versteckt, um ihn beerdigen zu können.

Auch im nördlichen Kachin-Staat eröffneten Sicherheitskräfte das Feuer auf Protestierende. Ein 33-Jähriger sei tödlich am Kopf getroffen worden, mehrere weitere Menschen seien verletzt worden, berichtete ein Demonstrant. "Sie mussten alle in Verstecken behandelt werden. Sie konnten nicht ins Krankenhaus gehen, sonst wären sie dort festgenommen worden."

Auch in der Region Mandalay gingen hunderte Menschen auf die Straße. Angeführt von Mönchen in safrangelben Gewändern schwenkten sie die Fahne der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) der von den Militärs gestürzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi.

Yangon und weitere große Städte sind zum Zentrum der Proteste geworden. Aber auch Dörfer und abgelegene Bergregionen sind in Aufruhr, seit sich das Militär an die Macht geputscht hat. Bewohner von Yangon haben Videos ins Netz gestellt, auf denen zu sehen ist, wie Sicherheitskräfte auf den Straßen auf Zivilisten einschlagen.

Immer wieder kommt es auch zu Razzien und nächtlichen Durchsuchungen bei mutmaßlichen Unterstützern der Demonstranten. Dabei stützen sich die Behörden auf ein Netz von Informanten. Eine Frau in Yangon, die beschuldigt wurde, die Junta-Gegner zu unterstützen, wurde laut einem Bericht der Zeitung "Mirror Daily" zu sieben Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Sie soll das Committee Representing Pyidaungsu Hluttaw (CRPH) unterstützt haben, das sich als Regierung im Untergrund versteht. Es wurde von Parlamentariern verschiedener ethnischer Gruppen aufgestellt.

In mehreren Grenzgebieten im Norden und Osten des Landes sind angesichts der Proteste auch wieder die dortigen Rebellengruppen auf den Plan getreten. Einige von ihnen haben Demonstranten, die vor der Militärjunta geflüchtet sind, in den von ihnen kontrollierten Gebieten aufgenommen.

Unter anderem lieferte sich die Rebellengruppe Karen National Union (KNU) im Osten Kämpfe mit dem Militär. Die Junta antwortete in der Nacht zum Samstag mit mehreren Luftangriffen. Mehr als 30.000 Menschen sind nach UN-Angaben bereits vor den Kämpfen in dem Gebiet geflohen.

Das Militär hatte am 1. Februar in Myanmar die Macht an sich gerissen und damit eine zehnjährige Phase des demokratischen Wandels in dem Land vorerst beendet. Die Junta sieht sich seitdem massiven Protesten gegenüber. Armee und Polizei gehen mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten vor.

Nach Angaben von Aktivisten wurden seit dem Putsch fast 760 Zivilisten getötet und rund 3500 Menschen festgenommen. Die Junta beziffert die Zahl der getöteten Demonstranten auf 258. Zudem seien 17 Polizisten und sieben Soldaten getötet worden.

by Handout