Der diplomatische Streit um eine Geheimdienstaffäre zwischen Russland und Tschechien spitzt sich weiter zu. Der tschechische Außenminister Jakub Kulhanek stellte Russland ein Ultimatum bis Donnerstagmittag für die Rückkehr aller 20 ausgewiesenen tschechischen Diplomaten nach Moskau. Andernfalls werde er die Zahl der russischen Botschaftsmitarbeiter in Prag so weit reduzieren, bis sie der "aktuellen Situation" in der Botschaft seines Landes in Moskau entspreche, warnte Kulhanek am Mittwoch.
Moskau wies das Ultimatum umgehend zurück. Ein solcher Ton gegenüber Russland sei untragbar, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Sie kündigte für Donnerstag die Einbestellung des tschechischen Botschafters ins Außenministerium an.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell verurteilte am Mittwoch "die unverhältnismäßige Reaktion und die anschließenden Drohungen der Russischen Föderation gegenüber der Tschechischen Republik".
Prag wirft Moskau eine Verwicklung in die Explosion eines tschechischen Munitionslagers im Jahr 2014 vor und hatte als Reaktion 18 russische Diplomaten ausgewiesen. Russland reagierte umgehend mit der Ausweisung von 20 tschechischen Diplomaten.
Außenminister Kulhanek, der erst am Mittwoch sein Amt angetreten hatte, bezeichnete die Vergeltungsmaßnahme Moskaus als "unverhältnismäßig". Sie lege die Arbeit der Botschaft in Moskau völlig lahm. Dagegen gefährde die Ausweisung von 18 russischen Diplomaten nicht die Arbeit der russischen Botschaft, betonte er nach einem Gespräch mit dem russischen Botschafter.
Tschechien hat derzeit fünf Diplomaten und 19 technische Mitarbeiter in der Botschaft in Moskau. Die Belegschaft in der russischen Botschaft in Prag ist deutlich größer.
by Michal Cizek