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Mehr als 20 Tote und 50 Verletzte bei Feuer auf Corona-Station in Bagdad

Rufe nach Ablösung des Gesundheitsministers nach Explosion von Sauerstoffflasche

Bei einem Brand auf einer Intensivstation für Corona-Patienten in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen. Es gebe mindestens 23 Todesopfer und etwa 50 Verletzte, teilten Sicherheitskräfte und medizinisches Personal in der Nacht zum Sonntag mit. Der Brand war demnach durch die Explosion falsch gelagerter Sauerstoffflaschen ausgelöst worden und hatte sich wegen des Fehlens einer Brandschutzanlage schnell ausgebreitet.

Das Feuer in der schweren Covid-19-Fällen vorbehaltenen Intensivstation brach mitten in der Nacht aus, wie vom Klinikpersonal verlautete. An den Betten der rund 30 Patienten hielten demnach Dutzende Angehörige Wache. Die Flammen breiteten sich auf mehrere Stockwerke aus.

"Die Mehrheit der Opfer starb, weil sie bewegt und von den Beatmungsgeräten getrennt werden mussten," teilte die Zivilschutzbehörde mit. Andere seien an Rauchvergiftungen gestorben.

In Online-Netzwerken veröffentlichte Videos zeigten, wie die Feuerwehr versuchte, die Flammen im Ibn-al-Chatib-Krankenhaus am Südostrand der irakischen Hauptstadt zu löschen. Patienten und Angehörige versuchten, sich aus dem Gebäude in Sicherheit zu bringen.

Irakische Medien zitierten den Zivilschutz, wonach 90 Menschen von den 120 Patienten und ihren Verwandten gerettet wurden. Konkrete Angaben zur Zahl der Toten den Verletzten machte die Behörde nicht. Das irakische Gesundheitsministerium sprach von mehr als 200 geretteten Patienten und kündigte an, später eine Opferbilanz zu veröffentlichen.

Das Krankenhaus habe kein Brandschutzsystem gehabt, teilte der Zivilschutz mit. Auch in dem Gebäude eingezogene Zwischendecken trugen demnach dazu bei, dass sich die Flammen bis zu in der Klinik aufbewahrten "leichtentzündlichen Produkten" ausbreiteten.

In Online-Netzwerken löste das Unglück Erschütterung und Kritik aus. Viele Nutzer forderten, Gesundheitsminister Hassan al-Tamimi müsse seinen Posten räumen. Bagdads Gouverneur Mohammed Dschaber verlangte vom Gesundheitsministerium die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, "damit diejenigen, die ihren Job nicht gemacht haben, zur Rechenschaft gezogen werden".

Die Menschenrechtskommission der irakischen Regierung brandmarkte den Krankenhausbrand als "Verbrechen gegen von Covid-19 geschwächte Patienten, die ihr Leben in die Hände des Gesundheitsministeriums und dessen Einrichtungen geben und, statt behandelt zu werden, in Flammen sterben". Auch die Kommission forderte vom irakischen Regierungschef Mustafa al-Kadhemi die Entlassung seines Gesundheitsministers. Al-Tamimi müsse wegen des Krankenhausbrandes juristisch verfolgt werden.

Der Ministerpräsident reagierte mit der Anordnung einer "sofortigen Untersuchung mit den Zuständigen im Ministerium", die in weniger als 24 Stunden Ergebnisse bringen solle. Al-Kadhemi suspendierte den Chef der Gesundheitsbehörde für den Osten Bagdads sowie Direktor, Sicherheitschef und Technik-Chef des Krankenhauses. Die Ermittler sollten die Männer so lange festhalten, "bis die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden". Al-Kadhemi verhängte außerdem eine dreitägige Staatstrauer.

Nach jahrzehntelangen Konflikten sind die Krankenhäuser im Irak schlecht ausgestattet. Es fehlt an Betten und Medikamenten. Die Missachtung von Sicherheitsvorschriften wird auch auf die weit verbreitete Korruption zurückgeführt.

Am Mittwoch hatte die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen im Irak die Marke von einer Million übersprungen. Bislang wurden 15.217 Corona-Tote in dem 40-Millionen-Einwohner-Land registriert. Von den rund 40 Millionen Einwohnern des Krisenlandes haben bislang gut 274.000 Menschen mindestens eine Corona-Impfdosis erhalten.

by Von Ammar KARIM und Salam FARAJ