Wie es scheint hat sich die Situation während der Corona-Pandemie verändert. Denn im Moment sehen die Mediziner bedeutend mehr jüngere Patienten auf den Intensivstationen deutscher Krankenhäuser. Dies lässt die Mediziner unter anderem auch darauf schließen, dass Übergewicht ein größerer Risikofaktor für einen schweren Verlauf ist, als bisher angenommen wurde.
Wie es scheint unterscheiden sich die 1. und die 2. Corona-Welle deutlich voneinander. Denn nun melden die Krankenhäuser immer mehr jüngere Patienten auf den Intensivstationen der deutschen Krankenhäuser. In der Talkshow “Maybrit Illner” erklärte SPD-Gesundheitexperte Karl Lauterbach, das sich das Durchschnittsalter auf den Intensivstationen auf durchschnittlich 60 Jahren gesenkt habe. Darunter befänden sich auch viele jüngere Menschen. Wie es scheint könnte sich vor allem Übergewicht zu einem stärkeren Risikofaktor für schwere Verläufe einer Covid-19-Erkrankung herauskristallisieren. Lauterbach erklärte, dass das Alter auf den Intensivstationen gesunken sei, weil viel mehr Menschen in den Pflegeheimen sterben würden.
“Wenn wir wie in der ersten Welle die Menschen aus den Pflegeeinrichtungen noch alle auf die Intensivstationen bringen würden, dann wären die Intensivstation schon längst überlaufen”, erklärte Lauterbach. Denn selbst mit bester Intensivversorgung seien im Verlauf der Pandemie zahlreiche Pflegeheimbewohner dort gestorben. Aus diesem Grund werde heute gar nicht mehr versucht, diese älteren Menschen dort aufzunehmen. Stattdessen kämpfen die Mediziner heute um das Leben von jüngeren Menschen “Und das halten wir nicht mehr lange durch”, erklärte Lauterbach, der gleichzeitig auf einen Risikofaktor hinwies: “Übergewicht zeigt sich immer stärker als Risikofaktor für schwerste Verläufe, die oft über Wochen hinweg beatmet werden müssen!”
Mit dieser Einschätzung steht Lauterbach nicht alleine da. Auch Dr. Lafi Abu-Sirhan, Chefarzt der Pneumologie des Klinikzentrums Bad Sulza glaubt, dass Übergewicht einen Risikofaktor bei der Erkrankung mit Covid-19 darstellt. “Wir wissen jetzt viel mehr über Corona als am Anfang – und Übergewicht ist auch ein Risikofaktor”, erklärt Abu-Sirhan. Er selbst betreue beispielsweise zahlreiche Corona-Patienten, die übergewichtig sind. Der Mediziner glaubt, dass bereits ab einem moderaten Übergewicht ein größeres Risiko auf einen schwereren Verlauf der Covid-19-Erkrankung besteht. “Was man sagen kann, ist, dass Patienten mit einem BMI über 30 ein doppelt so hohes Risiko für einen komplizierten Verlauf haben, wie Patienten, die schlank sind,” erklärt Abu-Sirhan im Gespräch mit RTL/ntv. Bei Übergewicht als einzigem Risikofaktor sei das Gesamtrisiko auf einen schweren Verlauf allerdings noch immer gering. “Wir haben keine Risikogruppen, die ein 100-prozentiges Risiko eines schweren Verlaufes haben”, erklärt der Infektiologe.