Im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn haben die Lokführer am Donnerstag ihren landesweiten Streik fortgesetzt. Die Lage an den Bahnhöfen sei ruhig, das Konzept Notfahrplan sei aufgegangen, sagte Bahn-Sprecherin Anja Bröker im ZDF-"Morgenmagazin". Demnach fahren rund 20 Prozent der Züge. Lange Schlangen oder überfüllte Züge gebe es nicht. "Wir haben das Gefühl, dass sich die Fahrgäste an den GDL-Streik gewöhnt haben", sagte Bröker.
Die Sprecherin forderte die Lokführergewerkschaft GDL auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Bahn habe ein Angebot vorgelegt und flexible Arbeitszeiten vorgeschlagen, dies dürfe nicht gleich "vom Tisch gefegt" werden. Die Bahn sei bereit, mit der GDL zu sprechen, aber nicht in einem "konfrontativen Abbügeln von Vorschlägen". Stattdessen müsse der "Weg des Kompromisses" eingeschlagen werden.
Auch der Vorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Detlef Neuß, forderte rasch weitere Verhandlungen. "Wir als Fahrgastverband erwarten, dass man sich wieder zusammensetzt, über die Tarifziele redet und zu einem vernünftigen Ergebnis kommt", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Die GDL fordert neben Gehaltserhöhungen für Beschäftigte im Schichtdienst auch eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn hatte Verhandlungen darüber unter Verweis auf den Fachkräftemangel zunächst strikt abgelehnt. Vergangene Woche bot sie dann ein Modell an, mit dem Schichtarbeitende ihre Wochenarbeitszeit reduzieren oder auch aufstocken könnten. Beim Thema Lohnausgleich blieb der Konzern aber zurückhaltend.
Pro-Bahn-Chef Neuß sieht die Forderungen der GDL zur Arbeitszeit ebenfalls kritisch. Angesichts des Personalmangels bei der Bahn, könnte diese zu weiteren Ausfällen und der Einstellung von Verbindungen führen, mahnte er.
Der Streik der Lokführer im Personenverkehr hatte in der Nacht zum Mittwoch begonnen und soll noch bis Freitag um 18.00 Uhr andauern. Das Hessische Landesarbeitsgericht hatte am Dienstagabend in zweiter Instanz grünes Licht gegeben und den Antrag der Bahn auf einstweilige Verfügung gegen den Ausstand abgelehnt. Noch vor Verkündung der Entscheidung hatte der Lokführerstreik im Güterverkehr begonnen.
lt/pe