In der letzten Woche war es zu dramatischen Überfällen in Rostock auf mehrere Personen gekommen, bei denen die Opfer manchmal offenbar nur durch reines Glück überlebt hatten. Der Täter hatte sich meist als Paketbote ausgegeben und seine Opfer an der Wohnungstür attackiert.
Zum ersten Vorfall war es am vergangenen Sonntag gekommen als der Täter im Rostocker Stadtteil Evershagen eine Frau (66) angegriffen hatte, die ihre Zeitung holen wollte. Auf dem Rückweg versperrte ihr ein Mann in Postuniform den Eintritt ins Gebäude und attackierte sofort. Dabei schlitzte der Täter der Frau den Hals auf und verfehlt nur sehr knapp die Aorta. Beim Versuch die Handtasche der Frau zu stehlen schlug der Täter der Frau noch 3 Zähne aus. Später warf er die Tasche weg und nahm die EC-Karte an sich. Die zum Einsatzort gerufenen Polizisten zeigen sich überrascht über die Gewaltbereitschaft des Täters. Ein Polizist benutzte gar das Wort: “Massakrieren“ um die Szene vor Ort zu beschreiben. Nur kurz danach suchte sich der Täter wenige Hundert Meter weiter das nächste Opfer. Diesmal griff er einen 82-jährigen Mann an, der gerade den Müll raus gebracht hatte. In einem Mehrfamilienhaus drängte der Täter Rentner Ernst G. in seine Wohnung. “Plötzlich merkte ich mehrere Stiche im Hals, links und rechts“, schilderte der 82-Jährige die unglaubliche Tat. Anschließend brach der Rentner stark blutend zusammen. “Er hat mich hochgerissen und mir und meiner Frau befohlen, ins Wohnzimmer zu gehen.“ Nachdem der Rentner und seine Frau 190 Euro und eine EC-Karte übergeben habe flieht der Täter, nachdem er noch die Schmuckschatulle in der Wohnung durchwühlt hatte. Unterdessen konnte die Frau des Rentners aus der Wohnung fliehen und informierte aus einer Nachbarwohnung die Polizei. Als diese am Tatort ankam war der Täter aber bereits verschwunden. Ernst G. kam mit schweren Schnitt- und Stichwunden ins Krankenhaus. Die Polizei leitete umgehend eine Großfahndung ein.
Auch am Montag versucht der Täter seinen Beutezug fortzusetzen. Diesmal stand er als Postbote verkleidet vor der Tür einer 31-jährigen Frau im Stadtteil Lütten-Klein. “Durch den Spion sah er schon aus wie ein Verbrecher“, erklärte die Frau, die sich daraufhin entschlossen hatte, die Tür nicht zu öffnen. Dann begann der Täter gegen die Tür zu treten und zu schlagen, um sich Zutritt zur Wohnung zu verschaffen. Die Frau rief die Polizei, die allerdings erneut zu spät gekommen war. In der Zwischenzeit machen die Nachrichten von den brutalen Überfalle in Rostock die Runde. “Als der Täter noch aktiv war, herrschte eine extreme Angst“, bestätigt Oberstaatsanwalt Harald Nowack. Zum Teil ließen Eltern ihre Kinder nicht mehr zur Schule, Frauen mieden den öffentlichen Nahverkehr und echten Paketboten schlug ein Klima des Misstrauen entgegen. Der entscheidende Durchbruch gelang dann am vergangenen Montagnachmittag. Als der Täter mit einer gestohlenen EC-Karte 400 Euro abgehoben hat, wird er an einem Geldautomaten gefilmt. Im Anschluss gehen 15 Hinweise auf den Täter ein, von denen sich 1 tatsächlich als Volltreffer entpuppt. Am Dienstagmorgen wird der Täter Christopher K. (37) von einem SEK-Kommando in seiner Wohnung festgenommen und kommt in Untersuchungshaft. “Es gibt Zeugen, die ihn eindeutig wiedererkannt haben“, informiert Staatsanwalt Nowack.