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Deutschland schickt Corona-Nothilfe nach Indien

Neu Delhi meldet fast 350.000 Neuinfektionen binnen eines Tages

Wegen der dramatischen Corona-Lage in Indien schickt Deutschland schon bald Nothilfe in das Land. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte am Sonntag: "Wir bereiten so schnell wie möglich eine Unterstützungsmission vor." Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte Hilfe an. In Deutschland gilt wegen der sich in Indien verbreitenden Virus-Mutante ab Montag ein weitgehender Einreisestopp aus dem Land. Neu Delhi meldete am Sonntag einen neuen Höchststand von fast 350.000 Neuinfektionen binnen eines Tages, das indische Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps.

Angesichts des "schrecklichen Leids" in Indien durch Corona stehe Deutschland "Seite an Seite in Solidarität mit Indien", ließ Merkel über ihren Sprecher Steffen Seibert erklären. "Der Kampf gegen die Pandemie ist unser gemeinsamer Kampf." Die Regierung in Neu Delhi hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass eine Lieferung von 23 Anlagen zur Aufbereitung von Sauerstoff aus Deutschland geplant sei.

Auch die Europäische Union werde Indien unterstützen, erklärte Kommissionspräsidentin von der Leyen am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter: "Die EU bündelt ihre Ressourcen, um über das EU-Katastrophenschutzverfahren schnell auf Indiens Ersuchen um Hilfe zu reagieren." Sie betonte: "Wir sind bereit, zu helfen", fügte sie hinzu.

Das ohnehin schlecht ausgestattete Gesundheitssystem Indiens droht unter dem enormen Anstieg der Corona-Fälle zu kollabieren. Zahlreiche Krankenhäuser meldeten einen Mangel an medizinischem Sauerstoff und Medikamenten. Vor den Kliniken in den Großstädten bildeten sich lange Schlangen von Erkrankten und deren Angehörigen. Berichten zufolge schnappten Patienten verzweifelt nach Luft, während sie auf einen Krankenwagen warteten.

Indiens Premierminister Narendra Modi sagte in seiner monatlichen Radioansprache am Sonntag, Indien sei "von einem Sturm" getroffen worden. Er rief die Menschen auch dazu auf, sich nicht von Gerüchten über die Corona-Impfstoffe beirren zu lassen und ein Impfangebot wahrzunehmen.

Weltärzte-Präsident Frank Ulrich Montgomery forderte indes umfassende Schutzmaßnahmen. Die indische Mutante B.1.617 sei offenbar "ansteckender und im Krankheitsverlauf schlimmer" als bisher bekannte Virus-Varianten, sagte er der "Rheinischen Post" (Montagsausgabe). "Daher sind alle Maßnahmen der Kontakteinschränkung gegenüber potentiell hiermit Infizierten gerechtfertigt."

Zahlreiche Länder, darunter Deutschland, Italien und Großbritannien, haben Einreisen aus Indien weitgehend gestoppt. Die Bundesregierung erklärte Indien am Samstag zum Virusvariantengebiet. Ab Montag dürfen nur noch Deutsche aus Indien einreisen. Für sie gilt eine Testpflicht vor der Abreise sowie eine 14-tägige Quarantäne nach der Ankunft. Auch Kuwait und Kanada setzten alle Flüge aus Indien aus, die Vereinigten Arabischen Emirate hatten bereits am Donnerstag einen Aus- und Einreisestopp angekündigt.

Allein in der vergangenen Woche wurden in Indien mehr als zwei Millionen Corona-Fälle registriert - ein Anstieg um 58 Prozent im Vergleich zur Vorwoche, wie aus einer Berechnung der Nachrichtenagentur AFP anhand von Daten der Gesundheitsbehörden hervorgeht. Mehrere Städte, darunter die Hauptstadt Neu Delhi und die Finanzmetropole Mumbai versuchen, die Ausbreitung des Virus mit einem Lockdown und nächtlichen Ausgangssperren einzudämmen.

by Sanjay KANOJIA