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Biden verkündet ehrgeizigere Klimaziele und ruft Welt zum Mitziehen auf

USA wollen eigenen Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um rund 50 Prozent senken

US-Präsident Joe Biden hat seinem Land deutlich ehrgeizigere Klimaziele verschrieben und die Weltgemeinschaft zum Mitziehen aufgerufen. Auf einem von Washington organisierten virtuellen Klima-Gipfel kündigte Biden am Donnerstag an, dass die USA ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 im Vergleich zu 2005 halbieren wollen. Auch andere Staaten müssten ihren CO2-Ausstoß senken, mahnte der Präsident: "Wir müssen handeln - wir alle."

Im Kampf gegen die Erderwärmung sei schnelles Handeln "eine moralische und wirtschaftliche Notwendigkeit", weil "die Kosten der Untätigkeit weiter steigen", sagte Biden. "Wir haben wirklich keine Wahl." Zugleich biete der Aufbau einer weniger klimaschädlichen Wirtschaft eine "außergewöhnliche wirtschaftliche Chance": "Ich denke an Arbeitsplätze."

Die größte Wirtschaftsmacht der Welt will ihren Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 50 bis 52 Prozent senken. Das ist deutlich ehrgeiziger als die bisherige Zielmarke: Unter Präsident Barack Obama hatten sich die USA im Zuge des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 auf eine Senkung um 26 bis 28 Prozent bis zum Jahr 2025 verpflichtet.

Unter Obamas Nachfolger Donald Trump, der den vom Menschen verursachten Klimawandel immer wieder in Zweifel gezogen hat, waren die USA gar aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen. Biden hat sein Land in die Vereinbarung zurückgeführt und den Kampf gegen den Klimawandel zu einem seiner Hauptanliegen erklärt - was er nun auch mit der Organisation des Klima-Gipfels unterstrich.

Die Teilnehmer des zweitägigen Gipfels, an dem rund 40 Staats- und Regierungschefs teilnehmen, begrüßten die neue Führungsrolle der USA und Bidens Ankündigungen. "Ich bin sehr froh, dass die Vereinigten Staaten von Amerika wieder zurück in der Klimapolitik sind", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). "Der nationale Beitrag der USA drückt auch die Ambition aus, das ist ein sehr wichtiges Zeichen für die ganze Weltgemeinschaft."

Der britische Premierminister Boris Johnson sprach von einer "bahnbrechenden" Ankündigung. "Es ist so gut, die USA im Kampf gegen den Klimawandel wieder an unserer Seite zu haben", sagte auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. "Zusammen können wir schneller vorankommen und weiter gehen."

Kanada und Japan kündigten ebenfalls eine Erhöhung ihrer Klimaziele an: Kanada will seinen Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 40 bis 45 Prozent senken, wie Premierminister Justin Trudeau sagte, Japan bis 2030 im Vergleich zu 2013 um 46 Prozent.

Die EU hatte in dieser Woche beschlossen, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu senken. Das geht deutlich weiter als das neue US-Ziel: Die neue Zusage aus Washington entspricht - im Vergleich zum selben Ausgangsjahr 1990 - nach Berechnungen der Nichtregierungsorganisation Global Strategic Communications Council einer Reduktion um 41 Prozent.

Trotzdem lobten auch Umweltschutzorganisationen die neue US-Zielmarke. "Die USA sind mit Wumms zurück: Klimaschutz steht bei der neuen US-Administration ganz oben auf der Agenda", erklärte der Geschäftsführende Vorstand des WWF Deutschland, Eberhard Brandes. "Eine Halbierung des amerikanischen Treibhausgasausstoßes bis 2030 gegenüber 2005 ist ein Schritt nach vorne für die internationalen Klimaschutzbemühungen, denn die USA sind nach China zweitgrößter Emittent der Welt."

Die internationale Staatengemeinschaft hatte sich 2015 das Ziel gesetzt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen, möglichst auf 1,5 Grad. Experten zufolge sind die bisherigen nationalen Zusagen dafür aber nicht ausreichend. Der von Biden initiierte Klima-Gipfel dient unter anderem der Vorbereitung der nächsten UN-Klimakonferenz im schottischen Glasgow im November.

by Von Fabian Erik SCHLÜTER