Bis zuletzt hatte Donald Trump mit allen Mitteln versucht seine seit Wochen feststehende Wahlniederlage abzuwenden. Doch sämtliche Klagen gegen die Wahl waren gescheitert. Nun jedoch hat der amtierende Amtsinhaber bereits angekündigt, dass er auch an der Vereidigung des neuen Präsidenten Joe Biden nicht teilnehmen wird.
Die Absage für seine Teilnahme an der Amtseinführung seines Amtsnachfolgers Joe Biden verkündete Trump am Freitag, wie könnte es auch anders sein, über Twitter. “An alle, die gefragt haben, ich werde nicht zur Inauguration am 20. Januar gehen“, erklärte Trump dort in einem kurzen Tweet. Wie der Sender CNN erfahren haben will, soll Trump bereits mit mehrern Leuten darüber gesprochen haben, ob er an der Zeremonie teilnehmen solle oder nicht. Vizepräsident Mike Pence habe offenbar deutlich gemacht, dass er an der Zeremonie teilnehmen werde. Trump soll dies allerdings nicht gefallen haben. Durch dieses Vorgehen bricht Trump zwar mit einer langen Tradition, ist allerdings nicht der erste Präsident, der nicht zur Amtseinführung seines Nachfolgers erscheint.
Die Anwesenheit des Amtsvorgängers ist eigentlich lediglich eine Formalie. Aber normalerweise gilt die Anwesenheit des Amtsvorgängers als politischen Gepflogenheit. Allerdings hat sie keine rechtlichen Auswirkungen. Zur Vereidigung von Biden wird es also auf jeden Fall kommen. Ob mit oder ohne Trump auf der Bühne. Allerdings hätte ein Erscheinen Trumps natürlich eine Signalwirkung für das zur Zeit tief zerstrittene Amerika gehabt. Normalerweise gilt die Geste auch als Versöhnungssignal nach einem harten Wahlkampf.
An diesem Tag begrüßt der alte Präsident seinen Nachfolger am Morgen im Weißen Haus und fährt dann gemeinsam mit diesem zum Kapitol. Doch auch vor Trump gab es Präsidenten die diese ungeschriebenen Regeln gebrochen haben. John Adams nahm 1801 nicht an der Amtseinführung von Thomas Jefferson teil, weil er sich mit diesem überworfen hatte. Adams verlies das Weiße Haus damals schon im Morgengrauen. 1829 reiste John Quincy Adams Stunden vor der Amtseinführung von Andrew Jackson aus Washington ab. 1869 war Andrew Johnson noch zu einer Kabinettssitzung beordert worden, während sein Nachfolger Ulysses S. Grant bereits vereidigt wurde. Aus gesundheitlichen Gründen hatte Woodrow Wilson nicht an der Amtseinführung von Warren G. Harding teilgenommen. Beim letzten Präsident der nicht bei der Vereidigung seines Nachfolgers anwesend gewesen war, hatte es sich um Richard Nixon gehandelt. Dieser hatte Washington nach seinem Skandal bereits vorher verlaseen.
Aus Kreisen von Trump verlautet, dass der Präsident offenbar mit dem Gedanken spielt Washington am 19. Januar zu verlassen. Es sei geplant, dass Trump dann nach Florida zu seinem Anwesen Mar-a-Lago reisen wird. Vermutlich wird er dazu ein letztes Mal die Air Force One benutzen. Wegen der Corona-Pandemie wird bei der Amtseinführung kein Massenpublikum anwesend sein. Vielleicht versucht Trump allerdings auch sich aus der Schusslinie zu bringen, In den letzten Tagen steht der Präsident wegen der Vorfälle im Kapitol mächtig unter Druck. Nach einer aufwiegelnder Rede von Trump hatte ein gewalttätiger Mob das Kapitol, sozusagen das Herz der amerikanischen Demokratie, gestürmt. Neben Chaos und Verwüstung war es bei dem Vorfall auch zu mehreren Todsfällen gekommen. Man darf auf jeden Fall gespannt sein, wie es mit Trump nach seiner Verabschiedung aus dem Amt weitergehen wird.